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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
02. September 2009
14:05 MESZ

bawagcontemporary.at

 

 
"Denkmalpflege und Bodywork 2"
Marko Lulic im Rahmen der "Young and Reckless"-Reihe von BAWAG Contemporary

Wien - Vier Stunden hat Marko Lulic nächtens getanzt, dann war die von befreundeten Künstlern zusammengestellte Setlist, auf der sich auch zahlreiche Titel von Michael Jackson befanden, abgearbeitet und die angestrebte Erschöpfung eingetreten. "Er hat sich wirklich total verausgabt", versicherte die Leiterin der BAWAG-Foundation, Christine Kintisch, am Mittwoch bei der Presseführung zur Ausstellung "Marko Lulic. Denkmalpflege und Bodywork 2". Das Video "Exhaustion", in dem der 1972 geborene Wiener Künstler seine nächtlichen Tanzaktivitäten auf 20 Minuten zusammengeschnitten dokumentiert hat, war erst wenige Minuten zuvor und somit rechtzeitig zur abendlichen eröffnung fertig geworden.

Die Präsentation, die bis 4. Oktober zu sehen ist, ist bereits die zehnte Folge der auf zwölf Teile angelegten "Young and Reckless"-Reihe in der BAWAG Contemporary. Und wohl selten zuvor konnte die Ende des Vorjahres zum Kunstraum umgewidmete ehemalige PSK-Filiale in Wien-Mariahilf so sehr an ihre Vergangenheit als Tanzcafe anschließen. Denn neben dem - ohne Tonspur laufenden, dafür auch des Tänzers Erschöpfung und Verletzung (Lulic: "Ich muss mir was verrissen haben....") dokumentierenden - "Exhaustion"-Video ist auch die größte der drei gezeigten Video-Projektionen dem Tanz gewidmet: Für "Space-Girl Dance 2009" ließ er eine Tänzerin und zwei Tänzer in spacigen Outfits im Skulpturengarten der Erich Hauser Stiftung in Rottweil (Schwarzwald) einen Clip von Raquel Welch nachtanzen - zu neu komponierter elektronischer Musik von Mario Neugebauer. Wer vergleichen möchte: Das in Mexiko 1974 gedrehte Original lässt sich in Sekundenschnelle auf Youtube finden.

Wie viele seiner Kollegen untersucht und erweitert Lulic, der an der Hochschule für Angewandte Kunst sowie an der Akademie der Bildenden Künste in Wien studiert hat, mit seinen Aktionen den traditionellen Skulpturenbegriff und stellt gleichzeitig mit einem ausgeprägten Hang zur Selbstironie auch den hehren Repräsentationsbegriff der Kunst auf den Prüfstand. Schön ist dies auch in der zur Video-Präsentation zusammengestellten Foto-Folge "Reactivation (Circulation in Space)" zu sehen: Marko Lulic verwendet dabei eine aus Metallringen zusammengesetzte Skulptur von Vojin Bakic vor dem Museum für Gegenwartskunst in Belgrad als Turngerät, um die "Zirkulation in Raum" selbst zu erproben. Lulic hält also ganz wortgetreu das, was er mit dem Ausstellungstitel verspricht: "Denkmalpflege und Bodywork". (APA)

 

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