VN Fr, 15.12.2006

Politik
Lokal
Sport
Markt
Kultur
Magazin
Welt

Chronik
Leserbriefe

VN-Heimat

Anzeigen
eVN.vol.at
eVN-Offline

Leser
werben Leser






Kultur 

Der gerächte Frauenheld

Don Juan steht im Mittelpunkt einer tollen Videokunstausstellung im Magazin 4.

ARIANE GRABHER

Bregenz (VN) Wenn es sie nicht schon gäbe, müsste man sie glatt erfinden, die archetypische Figur des Don Juan. Ein Update erfährt der über Jahrhunderte tradierte, unzähligen Metamorphosen unterworfene Mythos vom notorischen Frauenhelden nun in der gleichnamigen Videoausstellung im Bregenzer Magazin 4. In leicht abgeänderter Form von der Kunsthalle Wien übernommen, entwirft die Schau ein ungleich zeitgemäßeres, fassettenreicheres Bild.

Projektionsfläche

Dieses orientiert sich weniger an der konkreten Figur, die unaufgelöst bleibt, als vielmehr am Motiv der Sexualität: Don Juan wird zu einer schillernden Projektionsfläche für Sehnsucht und Begehren. Aus dem ganzen Themenreigen menschlicher Triebwelten zwischen Liebe, Lust und Tod, der im zeitgenössischen Kunstschaffen per se bereits stark präsent ist, filtert die Ausstellung Motivstränge (Liebe, Verführung, Amoralismus, Todessehnsucht, Rache) heraus. So wartet sie nicht nur mit einer guten Anzahl internationaler, bereits in Bregenz vertretener Namen auf, sondern vor allem mit erotischem Drive, der manchmal hart am Hardcore vorbeischrammt. Zum Ausdruck kommt auch die Ambivalenz, das Schwanken zwischen Verführen und Verführt-Werden, zwischen Liebe und Leid.

Kuss und Schluss

Obschon nicht explizit zum Thema entstanden, zeigt Tracey Moffat einen Überblick über die Möglichkeiten, die der Stoff heute noch bieten kann. Ihr Video " Love" kombiniert Hollywood-Szenen, um die unterschiedlichen Stadien der Beziehung zwischen Mann und Frau vom ersten süßen Kuss bis zum bitteren Ende aufzuzeigen. Im Wechselspiel von Annäherung und Distanzierung entmystifizieren Künstler wie Noritoshi Hirakawa oder Kiki Seror in ihren Filmen die Rolle des Verführers, der in Erwin Wurms Video " Heizung" gar enthumanisiert wird, wenn eine junge Frau einen Heizkörper ableckt oder das Künstlerinnenduo Lilli&Lola frech-frivol einen Möbelporno dreht.

Burlesk

Mit Rewind-Technik und wechselnden Rollen zwischen einer Frau im roten Kleid und einem Lastwagen entspinnt sich bei Takehito Koganezawa ein Spiel zwischen Verfolgung und Flucht, während AK Dolven in " Stairs" das Davor als Danach inszeniert.

Mit dem Schwindel um die Lust befasst sich die Videoarbeit " Exodus 20" der Performance-Gruppe S-338, während Einsamkeit und ein Leben im Loop Ugo Rondinones " Cigarettesandwich" auszeichnen. Ein burleskes Spektakel mit einem Phallushut am Kopf und einer Zielscheibe am Hintern liefert Tracey Rose, wohingegen Ellen Cantor in " Madame Bovary's Revenge" Rache vom Feinsten zelebriert.

Die Ausstellung kann im Magazin 4 in Bregenz bis 14. Jänner besichtigt werden, jeweils Mi bis Fr, 16 bis19, Sa, So und Feiertag, 12 bis 16 Uhr. 24. und 25. Dezember sowie 1. Jänner geschlossen.

AK Dolven inszeniert in "Stairs" das Davor und Danach.




Kultur 

Zum Seitenbeginn