Der gerächte Frauenheld
Don Juan steht im Mittelpunkt einer tollen Videokunstausstellung im Magazin 4.
ARIANE GRABHER
Bregenz (VN) Wenn
es sie nicht schon gäbe, müsste man sie glatt erfinden, die
archetypische Figur des Don Juan. Ein Update erfährt der über
Jahrhunderte tradierte, unzähligen Metamorphosen unterworfene Mythos
vom notorischen Frauenhelden nun in der gleichnamigen Videoausstellung
im Bregenzer Magazin 4. In leicht abgeänderter Form von der Kunsthalle
Wien übernommen, entwirft die Schau ein ungleich zeitgemäßeres,
fassettenreicheres Bild. Projektionsfläche
Dieses orientiert
sich weniger an der konkreten Figur, die unaufgelöst bleibt, als
vielmehr am Motiv der Sexualität: Don Juan wird zu einer schillernden
Projektionsfläche für Sehnsucht und Begehren. Aus dem ganzen
Themenreigen menschlicher Triebwelten zwischen Liebe, Lust und Tod, der
im zeitgenössischen Kunstschaffen per se bereits stark präsent ist,
filtert die Ausstellung Motivstränge (Liebe, Verführung, Amoralismus,
Todessehnsucht, Rache) heraus. So wartet sie nicht nur mit einer guten
Anzahl internationaler, bereits in Bregenz vertretener Namen auf,
sondern vor allem mit erotischem Drive, der manchmal hart am Hardcore
vorbeischrammt. Zum Ausdruck kommt auch die Ambivalenz, das Schwanken
zwischen Verführen und Verführt-Werden, zwischen Liebe und Leid. Kuss und Schluss
Obschon nicht
explizit zum Thema entstanden, zeigt Tracey Moffat einen Überblick über
die Möglichkeiten, die der Stoff heute noch bieten kann. Ihr Video "
Love" kombiniert Hollywood-Szenen, um die unterschiedlichen Stadien der
Beziehung zwischen Mann und Frau vom ersten süßen Kuss bis zum bitteren
Ende aufzuzeigen. Im Wechselspiel von Annäherung und Distanzierung
entmystifizieren Künstler wie Noritoshi Hirakawa oder Kiki Seror in
ihren Filmen die Rolle des Verführers, der in Erwin Wurms Video "
Heizung" gar enthumanisiert wird, wenn eine junge Frau einen Heizkörper
ableckt oder das Künstlerinnenduo Lilli&Lola frech-frivol einen
Möbelporno dreht. Burlesk
Mit Rewind-Technik
und wechselnden Rollen zwischen einer Frau im roten Kleid und einem
Lastwagen entspinnt sich bei Takehito Koganezawa ein Spiel zwischen
Verfolgung und Flucht, während AK Dolven in " Stairs" das Davor als
Danach inszeniert. Mit dem Schwindel
um die Lust befasst sich die Videoarbeit " Exodus 20" der
Performance-Gruppe S-338, während Einsamkeit und ein Leben im Loop Ugo
Rondinones " Cigarettesandwich" auszeichnen. Ein burleskes Spektakel
mit einem Phallushut am Kopf und einer Zielscheibe am Hintern liefert
Tracey Rose, wohingegen Ellen Cantor in " Madame Bovary's Revenge"
Rache vom Feinsten zelebriert. Die Ausstellung
kann im Magazin 4 in Bregenz bis 14. Jänner besichtigt werden, jeweils
Mi bis Fr, 16 bis19, Sa, So und Feiertag, 12 bis 16 Uhr. 24. und 25.
Dezember sowie 1. Jänner geschlossen. AK Dolven inszeniert in "Stairs" das Davor und Danach.
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