Zum Kulturbaden lud der Verein "Voda" im Linz-09-Sommer in Ottensheim. Beim Wandern entlang der Donau erlebte man Szenen des fließenden Theaters.
Unternehmensberater Höffinger und Lentos-Direktorin Rollig diskutierten mit STANDARD-Chefredakteurin Föderl-Schmid, Regisseur Palm und Linz-09-Intendant Heller (v. li.) über das Kulturjahr.
Für Stefan Höffinger von Arthur D. Little ist das Konzept der Stadtentwicklung aufgegangen. Intendant Martin Heller sieht den "Hunger in der Bevölkerung" geweckt.
Die letzten Tage der europäischen Kulturhauptstadt sind gezählt. Und mit jedem Tag wächst bei Kurt Palm die Angst, dass es Linz genauso ergehen könnte wie Graz nach ihrem Kulturhauptstadtjahr 2003: "Wenn in Linz 2010 der Kassensturz gemacht wird, befürchte ich den großen Katzenjammer. Förderungen für die freie Szene werden gekürzt, weil im europäischen Kulturhauptstadtjahr viel Geld in große Bauprojekte gesteckt wurde." Palms Antwort fiel auf die Frage "Was bleibt nach dem europäischen Kulturhauptstadt-Jahr?" entsprechend düster aus: "Die öffentliche Hand nimmt ihre Verpflichtungen nicht mehr wahr" , da sie sich, wie das Beispiel Graz gezeigt habe, nach dem Festivaljahr aus der Kulturförderung weiter zurückziehe.
Im Lentos, Kunstmuseum der Stadt Linz, diskutierten im Rahmen des Montagsgesprächs Hausherrin Stella Rollig, Linz-09-Intendant Martin Heller, Stefan Höffinger, Managing-Director von Arthur D. Little, und Regisseur Palm unter der Leitung von Standard-Chefre- dakteurin Alexandra Föderl-Schmid oben genannte Frage. Ganz von der Hand gewiesen konnten die Befürchtungen des Linz-09-Kritkers Palm nicht werden. "Das Weitergehen ist nicht gratis, wir müssen neue Trägerschaften finden, diese Dinge sind nicht einfach mit einem Schnips zu machen" , räumte Heller ein. Die Zukunft von erfolgreichen Projekten wie etwa der Kepler-Salon oder das Crossing-Europa-Filmfestival sei noch keineswegs gesichert.
Um den Fortbestand des Kepler-Salons zu gewährleisten, brauche es noch einen Träger, erklärte der Intendant. In puncto "Verpflichtungen der öffentlichen Hand" musste er Palm recht geben. Das seit Jahren bestehende Filmfestival "Crossing-Europa" sei "zur Schande unterfinanziert von der öffentlichen Hand" . Mit der Aufnahme ins Linz-09-Budget konnten "halbwegs normale Arbeitsbedingungen" ermöglicht werden. Schon im nächsten Jahr droht aber das gleiche Schicksal wie in den Jahren vor 2009. Noch wurde kein Finanzier gefunden, der die notwendigen 50.000 Euro für das internationale Festival zur Verfügung stellt, erklärte Heller.
Grundsätzlich sei im Kulturhauptstadtjahr aber "unglaublich viel aufgegangen, von den Besuchern her, vom Wechsel großer und kleiner Projekte. Auch die Glaubwürdigkeit der Stadt blieb gewahrt. Wir haben nicht irgendeine Luftblase in die Welt gesetzt, die schön schillert, sondern wir haben versucht, mit der Stadt zu arbeiten, mit dem, was da ist, etwas zu entwickeln" , blickt Heller zurück.
Für die Lentos-Direktorin ist dieses Konzept ebenfalls aufgegangen. So habe "eine Euphorie die Stadt in Besitz genommen. Das Schöne war, Linz hat ein Jahr lang gebrummt. Die Partizipation hat an so vielen Ecken und Enden stattgefunden. Ob nun der "Kranke Hase" , die "Kulturlotsinnen" oder das Gelbe Haus" . Von Tag zu Tag hat ein Kulturdialog, eine Auseinandersetzung stattgefunden. Das Kunsterlebnis wurde in den Alltag integriert" , fasst Rollig zusammen, was in diesem Jahr in Linz passiert ist. Diesen "Schwung, diesen Spirit" gelte es jetzt in die nächsten Jahre mitzunehmen.
"Der Hunger in der Bevölkerung wurde geweckt" , nennt Heller eine der wichtigsten Voraussetzungen für Nachhaltigkeit. "Die Neugierde und Offenheit, die in Linz entstanden ist, kann sich nicht verflüchtigen, nach 2009 kann man nicht mehr zurückfallen."
"Exorbitant gewonnen"
Für Unternehmensberater Höffinger lässt sich der Erfolg eines Kulturhauptstadtjahres vor allem an Fakten messen. Im Gegensatz zu den größeren Städten Wien, Salzburg und Graz konnte Linz als einzige Stadt in diesem Jahr ein deutliches Plus an Nächtigungen von 11,4 Prozent verzeichnen. Linz hat als Tourismusdestination exorbitant gewonnen." Das Konzept der Stadtentwicklung sei aufgegangen. "Nach einem Kaltstart ist es doch noch richtig in Fahrt gekommen."
"Zahlen sagen über die Qualität eines Kulturjahres nichts aus" , kritisierte Palm. Es gebe auch eine kulturelle Herausforderung, die aber nicht gesucht wurde. So sehe er Linz 09 als ein "Main-Stream-Festival, bei dem ich das Anarchistische vermisst habe. Es gab keine Aufreger, die über Linz hinausgegangen sind" . Außer einer geglückten Innensicht, aus der heraus ein neues Selbstverständnis der Linzer erwachsen sei, vermisste auch Höffinger die Außenwirkung. "Als in Wien Lebender wusste ich nicht, was in Linz los war. Es ist zu wenig mobilisiert worden, nach Linz zu kommen." Rollig fand es ein Manko, dass so wenig über Linz 09 kommuniziert wurde. Und das, obwohl 13,5 Prozent des 65 Millionen Euro Budgets für Marketing ausgeben wurde. (Kerstin Scheller/DER STANDARD, Printausgabe, 2. 12. 2009)
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Die Nicht-Berichterstattung der nationalen Medien über Linz09 war bemerkenswert und zeugt von Arroganz und Neid: Berichtet wurde beinahe ausschließlich über Peinliches und über die paar kleinen Katastrophen - der Standart ist hier keine Ausnahme. Die paar "echten" Berichte waren dann meist ausgesucht herablassend.
selbst in salzburg hat man wenig infos bekommen, wenn man nicht ständig von sich aus gezielt suchte.
crossing europe war ich heuer nicht, aber 2008 und das war mit
abstand das beste und sympathischste filmfestival auf dem ich bisher
war. das muss weiter bestehen!
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