Kultur

Aber geh, bloß blöde Blumen!

02.05.2007 | SN
HEDWIG KAINBERGER

Wer ab und zu Bekannte fragt, ob sie mitgehen zu dem, was diese "Kulturkonsum" nennen, bekommt oft überraschende Antworten. Unlängst sagte einer auf die Einladung, zur Gartenausstellungen ins Belvedere in Wien oder ins Lenbachhaus in München mitzufahren: "Aber geh, bloß Blumen!" Wenn er ins Museum gehe, dann für Kunst, "aber nicht für blöde Blumen". Und Gartengefühl habe er im eigenen Garten genug, wo ihn außerdem diese stupide Pflicht des Jätens nerve.

Also allein ins Museum. Und immerhin: Der "Bloß blöde Blumen"-Bekannte hat einen Verbündeten. Joseph Beuys, so lesen wir im Lenbachhaus, hat 1985 gesagt: "Gartenarbeit interessiert mich nicht." Das wundert kaum, denn Filz und Fett - Beuys' Lieblingsmaterialien für Installationen - finden sich bestenfalls im hintersten Winkel eines alten Gartenschuppens.

War es Trotz auf die "Bloß blöde Blumen"-Beleidigung? Waren es das Prachtwetter und das Kiesknirschen unter den Sohlen auf dem Weg vorbei an Stiefmütterchenmeeren in die frisch umgebaute Orangerie beim Unteren Belvedere? Oder war es der Kontrast, in München bei Sonnenschein in eine grauslig finstere U-Bahn-Station hinunter zu müssen, um im "Kunstbau", einem unterirdischen breiten Gang, Bilder von Blüten zu sehen? Egal, in diesen zwei Museen ist jedenfalls klar geworden, dass Gärten - sofern von intelligenten Liebhabern und nicht von missmutigen Jätern betreut - sowie Gartenbilder als Kunstwerke über Kunstwerke zu den komplexesten und interessantesten Schöpfungen zählen.

Gärten sind wundersame Mitteldinger zwischen Innen und Außen. Sie sind Zwischenräume von sicherem, gemauertem Haus und ungezähmter Natur. Sie sind gestaltete Wildnis. Egal wie groß angelegt, im Vergleich zur Natur sind sie immer winzig und exakt begrenzt. Sie können als Produktionsstätten für Gemüse, Früchte und Kräuter dienen, oder sie sind Idyllen der Muße, Orte der Sehnsucht, Heimat von Symbolen. Der Mensch macht Natur zum Garten, und eigentlich macht schon sein suchender, ordnender, erkennender, die Natur lesender Blick ein Stück Wildnis zum Garten.

Laut Bibel war es niemand geringerer als Gott, der den Garten kurz vor Vollendung der Schöpfung machte: Er "pflanzte einen Garten in Eden und setzte den Menschen hinein".

Dies alles bedenkend ist Jäten nicht stupid, sondern eigentlich eine hehre, ja, heilige Tätigkeit. Aber so etwas erkennen halt nur Leute, die sich Gartenausstellungen anschauen.

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