RENATE WAGNER
Wien (VN) Ein "Blockbuster-Tausch" war nötig, um zwei
Ausstellungen möglich zu machen, deren Versicherungswerte (eine
halbe Milliarde Euro) gegen einander aufgewogen werden konnten.
Während im Grand Palais in Paris "Wien um 1900" mit zahlreichen
Klimts und Schieles aus der Leopold-Sammlung bestückt wurde, kam
eine Auswahl von Impressionisten aus dem Pariser Musée d'Orsay nach
Wien, eine Sammlung voll von Glanzpunkten, aber von Rudolf Leopold
nicht nur auf Kulinarik hin ausgerichtet.
Denn wie "Wien um 1900" scheint der Begriff "Impressionisten" auf
Anhieb nur Erfreuliches zu umfassen - in schimmerndes Licht
getauchte schöne Landschaften, Ballettmädchen, reizvolle Damen. Und
die bekommt man auch, wenngleich die hier gezeigte Rubens-nahe
Nackte von Renoir nicht aus Paris, sondern aus der Österreichischen
Galerie im Belvedere stammt. Man sieht den weltberühmten anmutigen
kleinen "Pfeifer" von Edouard Manet, eine der berühmten
Sonnenstimmungen von Claude Monet (es ist das Londoner Parlament,
das im Hintergrund verdämmert), selbstverständlich eine Tanzstunde
von Edgar Degas.
Skurriles
Aber der Impressionismus, der sich jahrzehntelang letztendlich
über die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts erstreckte, hatte noch
viele Begleiter, und auch davon hat Rudolf Leopold Bilder gewählt -
Skurriles von Daumier, Kraftvolles von Delacroix, Hartes von
Toulouse-Lautrec, Starkes von Cezanne. Und mag die Sternennacht, die
Van Gogh 1888 über Arles malte, auch in ihren Lichtstimmungen und
der Atmosphäre des vergänglichen Augenblicks als "impressionistisch"
durchgehen, die scharf umrissene "Arlesienne" mit ihrem resignierten
Blick ist es nicht.
Noch weniger "Die Parkettschleifer" von Gustave Caillebotte, hart
arbeitende Männer, die am Boden eines Großbürgerzimmers kniend ihre
Arbeit tun. Kurz, man kann der Ausstellung gewiss nicht vorwerfen,
sich nur dem Schönheitsrausch hinzugeben.