Fressen und gefressen werden

Food Chain heißt eine Fotoserie der US-amerikanischen Künstlerin Catherine Chalmers. Sie züchtet Kleintiere und Ungeziefer, um sie zu beobachten und zu fotografieren.
Von Christina Kweta.


Spinnen, Mäuse, Schlangen, Frösche und eine Menge Insekten gehören zu Catherine Chalmers Haustieren. Tierchen, vor denen die meisten Menschen entsetzt Reißaus nehmen, züchtet sie in ihrer New Yorker Wohnung. Und weil sie Fotografin ist, beobachtet sie mit der Kamera, was passiert, wenn diese Tiere einander begegnen - also den ganz natürlichen Prozess des Fressens und Gefressen-Werdens. Ihre Fotos sollen das Bewusstsein wecken, dass auch wir Menschen teilhaben an diesem Prozess.

"Es ist einfach, mit der Natur eine Verbindung einzugehen, sagen wir in Form eines kleinen süßen Hundes", sagt Chalmers, "aber es ist viel schwieriger, die Natur als Nahrungskette zu betrachten. Da möchten wir uns herausnehmen. Wir wollen nicht Teil dieser Nahrungskette sein, obwohl wir es natürlich sind. Was mich besonders interessiert, das ist dieser Punkt, wo sich Natur und Kultur kreuzen", so erklärt Chalmers ihr Faible für diverse Kleintiere und Ungeziefer.

Was macht die Made im Paradeiser?

Natur und Kultur können kaum eine bessere Symbiose eingehen als in den ästhetischen Fotos von Catherine Chalmers. 32 großformatige Bilder sind es - der weiße Hintergrund, auf dem die Tiere fotografiert sind, bringt die kräftigen Farben besonders gut zur Geltung.

Rot leuchtet ein Paradeiser, der von dicken, giftgrünen Maden zerfressen wird, auf dem Kopf des dunkelgrünen Frosches sitzt eine gelbe Gottesanbeterin fast wie eine Krone, um im nächsten Augenblick verschlungen zu werden, eine nackte rosa Maus kämpft in den Fängen einer gelben Schlange um ihr Leben, und der einsame Flügel einer männlichen Gottesanbeterin, die nach dem Liebesspiel vom Weibchen verzehrt wurde, lässt in Großaufnahme eine interessante Maserung erkennen.


Starke und zugleich grausame Bilder sind es, bei denen nicht der wissenschaftliche, sondern der ästhetisch-künstlerische Ausdruck im Vordergrund steht.

"Mir geht es um das Künstliche. Das sieht man schon an der Tatsache, dass es eine rekonstruierte Nahrungskette ist. So wie ich sie hier abbilde, wird man sie in der wirklichen Natur nicht vorfinden. Der Frosch hier kommt zum Beispiel aus Australien, und er würde niemals diese spezielle Gottesanbeterin hier fressen, denn das ist eine Art, die nur in China vorkommt, die beiden würden sich also nie treffen," so Chalmers.

Tipp

"Food Chain" von Cathrine Chalmers ist im Rahmen der Reihe project space im Container vor der Kunsthalle Wien am Karlsplatz vom 12. bis zum 21. Mai zu sehen.

Radio …sterreich 1