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Graz 2003: Sind nicht verantwortlich für Finanzloch der Stadt Graz

Der Intendant von Graz 2003, Wolfgang Lorenz, wehrt sich gegen Vorwürfe, dass das Kulturhauptstadtjahr 2003 für das leere Stadtsäckel der steirischen Landeshauptstadt mitverantwortlich sei.

Graz (APA) - In einer Pressekonferenz im 03-Haus meinte Lorenz am Samstag, einerseits rede kein Mensch derzeit von geistiger Nachhaltigkeit von 2003 für Graz, andererseits fließe nach den Berechnungen von 2003-Finanzen-Geschäftsführer Manfred Gaulhofer durch das Kulturhauptstadtjahr mehr nach Graz zurück, als die Stadt investiert habe.

Werde Graz 2003 nicht nachgenutzt, dann trete ein wirtschaftlicher Schaden ein, so Lorenz in einem sehr emotionalen Statement: "Es gab bisher keine Gespräche, kein Instrument, auch keinen runden Tisch, mit dem ich keine Freude hätte, aber besser als gar keiner". Man beginne bereits tätig zu werden, damit der Graz-2003-Flieger nach dem 03-Motto "Graz fliegt" nur "ja wieder runter kommt", so Lorenz.

Der für Finanzen zuständige Geschäftsführer der Graz 2003 GmbH, Manfred Gaulhofer, ließ Zahlen sprechen. "Die Veranstaltungen von Graz 2003 haben bis Mitte September 2,046.212 Millionen Besucher gehabt, davon 905.000 zahlende". Der einzige von der GmbH errichtete dauerhafte Bau - die rund 5 Mio. Euro teure Murinsel - habe mittlerweile rund 750.000 Besucher gehabt, "ist auf dem bestem Weg zum Grazer Wahrzeichen und lockt faktisch jeden Graz-Besucher an", so Gaulhofer.

Die Besucher seien der eigentlichen Rückfluss: Die Nächtigungen seien heuer in Graz um bisher insgesamt 28 Prozent oder 150.0000 gestiegen, dazu komme ein deutlicher Zuwachs an Tagestouristen, die sich auf rund eine Million belaufen. Auf Grund seriöser Berechnungen könne man davon ausgehen, dass die Mehrtagestouristen 21 Mio. Euro in der Stadt lassen. Wenn jeder Tagestourist nur 14 Euro ausgebe, seien das weitere 14 Mio. Euro, die der städtischen Wirtschaft blieben.

Die Graz 2003 GmbH habe von der Stadt auf sechs Jahre aufgeteilt von 1999 an 18,2 Millionen Euro erhalten, "nicht aus den Kultur-, sondern aus einem Sonderbudget", so Gaulhofer. Das sei zu keinem Zeitpunkt mehr als 0,67 Prozent des gesamten Jahresbudgets der Stadt Graz gewesen. Was an Einnahmen direkt oder indirekt in die Stadt und ihre Wirtschaft zurückfließe, bezifferte Gaulhofer mit insgesamt rund 78 Millionen Euro.

Darin enthalten seien direkte Rückflüsse der 2003 GmbH in Höhe von 9,2 Mio. Euro, wie etwa die Miete von 400.000 Euro im Graz-eigenen 03-Haus am Mariahilferplatz. Ferner kämen noch die Ausgaben der GmbH in der Stadt wie Personallöhne oder Zahlungen an Lieferanten in Höhe von 33,9 Mio. Euro sowie die Ausgaben der Mehrtagestouristen - die Eintagestouristen nicht eingerechnet - dazu. Ferner habe man anstelle der "eigentlich zuständigen" Grazer Tourismus Gesellschaft noch 3,8 Mio. Euro für das Stadtmarketing aufgewendet, so der 2003-Finanzchef.
Die Stadtpolitik habe viel investiert, gestand Lorenz zu. Hätte man es aber nicht getan, wäre eine Riesenchance verschlafen worden. Bei Besuchern internationaler Großveranstaltungen in den vergangen drei Jahren müsse sich Graz nur der Fußball-WM 2002 in Japan und Südkorea (2,5 Mio. Besucher) geschlagen geben, man liege noch vor allen Formel 1-GP in Europa 2002 bzw. ums Doppelte vor dem Guggenheim-Museum Bilbao 2001.
2003-09-27 14:47:06