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Wien - Yes Sir, I can network it out, Sir! Smells like team-spirit, Sir!
We are the world, we are the children, Sir! heißt das Projekt von Georg Paul
Thomann, Österreichs Teilnehmer bei der Biennale Sao Paulo im März.
STANDARD: Smells like team-spirit, Madam?
Zdenka Badovinac: Der Direktor der Biennale Sao Paulo, Alfons Hug, hat
die Metropole zum zentralen Thema erkoren und gleichzeitig auch entschieden,
dass jedes Land durch einen einzigen Künstler repräsentiert sein soll. Auf der
Suche nach Kandidaten sagte mir irgendetwas immer wieder "Smells like
teamspirit". Ich hatte beinahe den richtigen Künstler gefunden, als ich kurz
danach wieder auf dieselbe Person stieß, aber diesmal mit anderer Identität, als
Teil einer Gruppe mit anderem künstlerischen Konzept.
STANDARD:
Staatssekretär Morak wollte einen "Blick von außen" auf die heimische
Kunstszene. Wie wählten Sie Österreichs Beitrag aus?
Badovinac: Ich frage mich, ob solch ein Blick von außen überhaupt
existiert. Jeder, der in eine bestimmte Kunstszene involviert wird, erfährt eine
lokale Initiation. Ich wurde von niemand Geringerem eingeführt als G. P.
Thomann, damals mein Guide und nun mein Biennale-Künstler.
STANDARD: Was
ist das Spezielle an der österreichischen Kunst?
Badovinac: Die
Wiener Kunstszene hat sich in den letzten Jahren zu etwas sehr Außergewöhnlichem
entwickelt, sicher auch beeinflusst durch die spezielle politische Situation.
Ich war auch überrascht, in welchem Ausmaß die österreichische Kunst eine Art
formalistische oder vielleicht Loossche Tradition weiterführt. Neue
elektronische Musik verstehe ich als Art von neuem Formalismus und bin deshalb
nicht erstaunt, dass sie eines der stärksten Segmente zeitgenössischen
österreichischen Kunstschaffens geworden ist.
STANDARD: Hat
Staatsekretär Morak Herrn Thomann schon getroffen? War er ihm bekannt?
Badovinac: G. P. Thomann und Herr Morak hatten hauptsächlich Kontakt
in den 80ern. Morak hat Thomann sogar gefragt, ob er ihm das Cover einer seiner
LPs macht. Aber Thomann mochte die Musik und sicher auch die pseudokritische
Haltung nicht, also sagte er Morak, dass er auch Helnwein fragen könnte.
STANDARD: Warum ist es wichtig, eine Art ironischer
Meta-Diskussion/Reflexion im Kunstfeld zu implantieren?
Badovinac: Ironie wird oft missverstanden als der Prozess, in dem
jemand genau das Gegenteil von dem macht, was von ihm oder ihr erwartet wird.
Mich interessieren derzeit mehr Projekte, die Präsentationskontexte
dekonstruieren. Ironie ist ein kleiner Teil des Zuganges von Thomann, der
hauptsächlich sehr seriös und analytisch arbeitet. Statt Ironie würde ich das
Wort Humor bevorzugen - eine vernachlässigte Ausdrucksform in der heutigen
Kunst.
STANDARD: Wie verträgt sich das alles mit dem Biennale-Motto
"Iconografias Metropolitanas"?
Badovinac: Das Thema hier ist nicht nur die Metropolis, sondern auch
die Struktur einer solchen Riesenausstellung. Thomann und seine vier
Assoziierten (monochrom, Tonki Gebauer, 320x200, Richard Wientzek) fokussieren
Counterparts - urbane und rurale Aspekte unseres Lebens. Zeitgenössische Kunst
legt großen Wert auf urbane Aspekte, zugleich können wir sehen, das die
relevantesten Probleme - zumindest in Zentraleuropa und am Balkan - in
ländlichen Gegenden entstehen. Milosevic bekam die Mehrheit der Stimmen von der
Landbevölkerung. Auch Haiders Macht basiert nicht unbedingt auf einem
intellektuellen, sophisticated Wahlkörper. Es ist sehr gefährlich, sich dessen
nicht bewusst zu sein.
STANDARD: Was wird man im Österreich-Teil nun
tatsächlich sehen?
Badovinac: Das zentrale Element ist Thomanns Installation
Selfportrait as Austrias Highest Mountain (I'm winning my Religion). Der
Großglockner ist verbunden mit vier Tourist-Centers, von denen jedes
Ausstellungen mit jungen österreichischen Künstlern repräsentiert, die Thomann
kuratiert.
STANDARD: Ausstellungen als Touristencenter?
Badovinac: Ja, die Center sind Sao Tonki Gebauer, Sao 320x200, Sao
Richard Wientzek und Sao monochrom. Gebauers Center ist ein Remix und Recut von
Fritz Langs Stummfilm Nibelungen inklusive Soundtrack. Die Installation
von 320x200, einem politischen Kollektiv, heißt "Amt für Globalisierungskritik".
Wientzek macht das, was er am besten kann: das "resoulment" der Malerei"
STANDARD: Monochrom hat offenbar eine zentrale Rolle?
Badovinac: Sie werden Tonnen von Zeugs reinkarren. Monochrom, selbst
ernannte "Medienmogulerie", ist ein Wiener
Publikation-Kunst-Theorie-Handwerk-Kollektiv mit aktionistischen Tendenzen. Es
spielt die Unvereinbarkeit von psychologischen und virtuellen Codes miteinander
auf witzige und melodramatische Weise aus.
(DER STANDARD, Print-Ausgabe,
22. 2. 2002)
Quelle: ©
derStandard.at