Menschen im Alltag

Dass Inge Morath gebürtige Österreicherin war, dürfte vorwiegend in ihrer Heimat bekannt gewesen sein.


Schon ihre Jugend verbrachte die gebürtige Grazerin Inge Morath vorwiegend in Deutschland und Frankreich. Nach ihrem Studium der Romanistik und Sprachwissenschaften in Berlin, begann sie 1945 beim "United States Information Service" in Salzburg als Übersetzerin zu arbeiten, wechselte 1946 nach Wien zum "Kurier" und arbeitete schließlich in der Bundeshauptstadt für mehrere Medien.

Inge Morath / ©Bild: APA
Inge Morath / ©Bild: APA

Erst 1948 arbeitete sie als Bildredakteurin, für die Münchner Illustrierte "heute" in Wien. Ein Jahr später schloss sich Morath der neugegründeten Fotoagentur Magnum in Paris an - allerdings noch nicht als Fotografin, sondern weiterhin "nur" als Textjournalistin.

Magnums erste Frau

Nach ihrer Heirat mit dem englischen Journalisten Lionel Birch zog es Morath 1951 nach London: Ein Kurzbesuch in Venedig wurde zum ausschlagenden Erlebnis - sie begann zu fotografieren. Ab 1953 arbeitete Morath schließlich als Fotografin für die Bildagentur Magnum - u.a. mit dem französischen Starfotografen Henri Cartier-Bresson -, zunächst als assoziiertes Mitglied, ab 1955 als Vollmitglied.

Für die Fotografin begann eine Zeit intensiver Reisetätigkeit: Fotoaufträge führten sie nach Irland, Frankreich, Italien, Spanien, Österreich, Südafrika, in den Iran, nach China. 1956 kam Morath zum ersten Mal nach New York, das in der Folge immer öfter zum Ausgangspunkt ihrer Reisen wurde. 1960 lernte Morath bei den Dreharbeiten zu "Misfits" den Dramatiker Arthur Miller kennen.

Sporadische Rückkehr

Nach Österreich kehrte Inge Morath, die 1991 den ersten Österreichischen Fotografie-Staatspreis erhielt und zuletzt im US-Bundesstaat Connecticut, in der Nähe von New York lebte, vor allem für Ausstellungen und Präsentationen von Buchprojekten heim.

So richtete die Kunsthalle Wien 1999 die große Ausstellung "Inge Morath - Das Leben als Photographin" aus, die im Vorjahr auch im Grazer Stadtmuseum zu sehen war. Die dort gezeigte Auswahl von Reportage- und Porträts-Fotografien bewies einmal mehr jene Qualität, die ihre Bilder weltweit bekannt gemacht haben: größte Sensibilität im Umgang mit ihren Motiven, die es gerade durch den Verzicht auf "Inszenierung" Morath ermöglichte, zum Wesenskern des Dargestellten vorzudringen und Geschichten anzureißen, die der Betrachter selbst zu Ende denken sollte.

Ihr letztes Projekt

Inge Morath wurde neben ihrer reportagehaften Arbeit vor allem für ihre Porträts von Kunst- und Kulturschaffenden berühmt. Durch den Tod wurde sie mitten aus ihrer Arbeit gerissen, heißt es in einer Aussendung des Otto-Müller-Verlags. Noch im Winter 2001 habe sie im Rahmen eines Buches über New York (das im Frühjahr im Otto Müller-Verlag erscheinen soll) die privaten Gedenkstätten der Menschen im Anschluss an die Terroranschläge des 11. September fotografiert.

Dies kennzeichne auch ihre fotografische Arbeitsweise, heißt es weiter: Sie habe sich nie den spektakulären Ereignissen zugewandt, sondern immer versucht, den menschlichen Aspekt und das Alltagsleben festzuhalten.

Gleichzeitig mit Erscheinen des Buchs "New York" sind die Bilder Moraths ab Mai in der Galerie Fotohof in Salzburg, im Juni und Juli bei den Europäischen Wochen Passau, im September und Oktober im Amerikahaus in Frankfurt und im Dezember und Jänner 2003 im Amerikahaus in Tübingen zu sehen.

Links

Galerie Fotohof
Kunsthalle Wien
Magnum

Tipp

Am Samstag, den 2. Februar steht in der Sendung "Österreich 1 extra" um 22.05 Uhr die Wiederholung eines Gespräches, das Peter Huemer mit der gebürtigen Grazerin Morath im Jahr 1999 führte, auf dem Programm.

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