Dornbirn (VN-cd) Wollte der
traditionelle Vorarlberger Kunst kaufen, habe er das mit
Perserteppichen kundgetan, weiß Gerold Hirn, Vorsitzender des
Fachbeirates der neuen "art bodensee". Inzwischen gebe es eine
ambitionierte Galerienszene, die viel Informationsarbeit übernommen
habe. Optimieren ließe sich diese Aufgabe durch eine Messe, auf der
viele verschiedene Kunstäußerungen zugänglich gemacht werden.
Das ist ab heute der Fall. Die "art bodensee", mit der
die Dornbirner Messegesellschaft erstmals ins Kunstgeschäft
einsteigt, ist nun für das Publikum geöffnet.
Bis hinauf nach Berlin
In Europa werden, so Hirn, etwa zwölf große Kunstmessen
ausgerichtet. Dornbirn hat sich für den Sommer und damit für eine
messefreie Zeit entschieden und liege geographisch günstig zwischen
Wien und Paris bzw. optimal im Vierländereck. Was im Übrigen nicht
bedeutet, dass die rund 50 vertretenen Galerien vor allem dort
angesiedelt sind.
Fachjury begrüßt
Während die Schweizer Galeristen noch etwas
zurückhaltend reagierten (was Insider auf zolltechnische Gründe
zurückführen), sind deutsche Kunstvermittler bis hinauf nach Berlin
dabei und die Österreicher kommen mehr oder weniger aus dem gesamten
Bundesgebiet.
Nachdem man trotz kommerzieller Ausrichtung auf Qualität setzen
wollte, wurde eine Fachjury mit Vertretern aus Deutschland und
Österreich eingesetzt. Erfahrene Galeristen wie Doris Wullkopf
(Darmstadt und Linau), Kurt Prantl (Vaduz) und Ursula Krinzinger
(Wien) erachten das als großes Plus.
Hemmschwellen abbauen
Abgesehen davon, dass jeder Galerist hier auch als
Verkäufer auftritt, sich also konkret an Sammler richtet, bestätigt
sich beim ersten Rundgang vor der Eröffnung, dass die Messe auch dem
reinen Schaupublikum viel Information bietet sowie ein angenehmes
Ambiente und eine großzügige Gestaltung aufweist, die auch
Hemmschwellen abzubauen hilft. Dem Publikum kann somit nur geraten
werden, sich auf das Erlebnis Kunst einzulassen.
Scheu braucht man nicht zu haben. Die "art bodensee" erweist sich
als gut durchwachsen, hält also auch äußerst qualitätvolle Stücke
für Kunstinteressierte mit kleinerem Budget bereit. Der Schwerpunkt
liegt eindeutig bei der Malerei. Skulpturen oder Objekte sind im
passablen Ausmaß vertreten, die Fotografie nimmt nur einen kleineren
Bereich ein, Videoarbeit sind so gut wie keine dabei. Es fehlt kaum
ein Name, der als Beispiel für zeitgenössische Kunst von
internationaler Bedeutung aus dem deutschsprachigen Raum steht. Die
Galeristen warten aber auch mit Entdeckungen auf. Ohne einzelne
Namen hervorzuheben, darf zudem erwähnt werden, dass sich
Vorarlberger Künstler wie Galeristen im Umfeld gut behaupten können.
Kinder-Club
Kinder werden bei der "art bodensee" übrigens nicht
einfach betreut, sie können selbst aktiv werden. Schüler aus
Vorarlberg haben im Vorfeld bereits unter Anleitung von Künstlern
(Miriam Prantl und Marbod Fritsch) Installationen gefertigt, die
über ihre Lebenssituation Auskunft geben.
Die "art bodensee" ist im Dornbirner Messeareal vom 27.
bis 29. Juli, tägich, 14 bis 22 Uhr, sonntags bis 20 Uhr geöffnet.
Internet: www.dornbirnermesse.at
Die großzügige Gestaltung der Kojen erleichtert die Begegnung mit
zeitgenössischer Kunst.
Die kleine Lena aus Nofels zählt zu den jungen Künstlern, die vor
Ort im "Kinder-art-Club" tätig werden.
(Fotos: Dietrich)