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Kunstberichte
Wien Museum zeigt eine Ausstellung zu Design in Wien in den Jahren 2000 bis 2010

Ein Sofa zum Abschlecken

Neue Wege des Design: 
Das Lichtobjekt "Numen Light" (2008/09) von For Use/Numen. 
Foto: For Use/Numen

Neue Wege des Design: Das Lichtobjekt "Numen Light" (2008/09) von For Use/Numen. Foto: For Use/Numen

Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

Aufzählung Unter den zahlreichen Aktivitäten der Vienna Design Week vom Museum Wagner:Werk bis ins Museumsquartier fällt quer durch die Museen die informative Schau des Wien Museums über Designentwicklung im letzte Jahrzehnt in dieser Stadt auf. Da werden Aktivitäten und Agenturen genauso porträtiert wie die unterschiedliche Arbeit von acht Studios dokumentiert. Die meisten in diesen Studios Tätigen haben gar nicht in Wien studiert oder sind nach Jahren im Ausland erst ein- oder rückgewandert. Videointerviews geben den kritischen Kommentar zum Wachsen der jungen Szene.

Die Kuratoren Tulga Beyerle und Peter Stuiber haben daher für die Ausstellungsgestaltung mit Robert Ruf und Christof Nardin zwei Vertreter gewählt, die zwischen den Stühlen tätig sind: Damit ist der flexible Wechsel zwischen Design und anderen Disziplinen gemeint.

Spielerische Komponente zwischen Chaos und Ordnung

Sie teilen die sehr offene Präsentation durch ein Gestänge mit Papierbahnen und schaffen damit eine spielerische Komponente zwischen Chaos und Ordnung. Es wird ein wenig gegliedert, ob ein Studio bereits industrielle Produktion bedient oder für alte Firmen wie Augarten, Lobmeyr oder Backhausen tätig ist, internationale Labels bedient oder mit handgefertigten Einzelstücken auftritt. Der Anschluss an internationale Firmen steht aber neben rein experimentellen Auftritten, die auf den letzten Designmessen Aufmerksamkeit erregten. Eoos bedienen nicht nur Firmen wie Bulthaup, sie bekamen mit der mobilen Küche "B 2" auch den deutschen Designerpreis, ihre Eckbank produziert Walter Knoll. Das Studio For Use arbeitet für die italienische Marke Moroso, erzeugt aber auch in Eigenproduktion das künstlerische Lichtobjekt "Numen Light".

Konzeptkunst und Desgn verbindet bei den Jüngsten mi-

scher’traxler mit der Lampe "Limited Moth" und Dejana Kabiljo zieht mit ihren experimentellen Verschmelzungen von Rosshaarperücken und Barhockern auf jeder Messe Besucher magisch an.

Das Sofa der jungen Wilden der Szene aus gefüllten Papiersäcken, die mit einer Schicht aus Kunststoff partiell überzogen sind wie Süßspeisen mit Schokoglasur, steht im Stiegenaufgang als Signet. Hier stellt sich – angesichts einer scheinbaren Bissverletzung des Überzugs – die Frage, ob Sofas nun auch zum Schlecken und Anbeißen geeignet sind. Sinnliche Erweiterung bedingt auch eine räumliche: Walking Chair haben mit ihren multifunktionalen Außenmöbeln "You May" ab 2009 auf Plätzen zur Inbesitznahme ihrer bunten Eigenproduktionen aufgerufen. Die tragbare Bar "Justincase" von René Chavanne kann tatsächlich im Kleinformat überall hintransportiert werden. Neben selbst performativen und technoiden Ansätzen sind aber viele Objekte zu finden, die in ihrer klassischen Einfachheit schlichtes Besitzerbegehren auslösen, so Marco Dessis Trinkservice "Grip", das chinesische "Short Set" von Polka, die bunten Töpfe von Dottings oder der Liegestuhl "Lester" von Soda Designers, produziert von Wittmann.

Aufzählung Ausstellung

Design in Wien 2000–2010
Wien Museum
Tulga Beyerle und Peter Stuiber (Kuratoren)
bis 9. Jänner 2011



Printausgabe vom Donnerstag, 28. Oktober 2010
Online seit: Mittwoch, 27. Oktober 2010 18:44:00

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