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Kunstberichte

Bildende Kunst

Unterwegs in Erinnerungen

Sweet Transvestite: Marianne Greber porträtiert "Hilda mit meinem Fotoapparat", 2006. Foto: Marianne Greber

Sweet Transvestite: Marianne Greber porträtiert "Hilda mit meinem Fotoapparat", 2006. Foto: Marianne Greber

Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

Aufzählung Fotografisches Großunternehmen: Die Vielfalt fotografischer Positionen – von einem Klassiker wie Erich Lessing bis hin zu privaten Fotografien eines Ausstellungsbegleiters im Internet wie Lorenz Seidler, alias "eSeL" – versammelt das Künstlerhaus im Erdgeschoß und in der Galerie sowie im Kino und in der Passage. Mit sechs Projekten liegt der diesjährige Schwerpunkt des "Monats der Fotografie" eindeutig im Künstlerhaus.

Kuratiert haben den Einblick ins Private, die Gruppenausstellung "Traces, Erinnerungen in Fotografie", Brigitte Konyen und Angela Schwank. Sie spannen einen Bogen von einem anonymen Fotografen um 1880 über Linda Christanell, Karin Mack, Willy Puchner bis hin zu Sissa Micheli, Akelei Sell und Johannes Stoll.

In der Passagen-Galerie findet Nadine Wille mit der Diashow von Markus Krottendorfer über einen Automarkt in Tiflis eine gelungene Überleitung zur gesellschaftlicher Relevanz gegenwärtiger Fotografie.

Dieser Aspekt setzt sich auch in der engagierten Arbeit von Marianne Greber über die Transvestitenszene in Brasilien fort. Die von Peter Weiermair kuratierte Schau wird auch in einer ORF Dokumentation (16. November, 23 Uhr) präsentiert. Mit dem Blick weg von Eva zur ersten Frau Adams, Lilith, der ein Mythos als tierischer Dämon anhängt, vergleicht Greber ihre "Transfrauen" in "Sou Glamour". Dabei interessiert sie der mit Silikon veränderte Körper ebenso wie die schrillen Kleider und Lebenswelten der "Traummaschinen" einer nächtlichen Parallelwelt von Rio und Salvador de Bahia.

Didi Sattmann lenkt uns geschickt von seiner sympathischen Person zu den Menschen, die er seit Jahrzehnten fotografiert: Christoph Ransmayr, Flora Neuwirth, Renate Bertlmann oder Esther Stocker – als Verstärkung hängen dazu die Werke – etwa von Silvia Grossmann oder Georgia Creimer – neben seinem Porträt-Endlosband. Im Katalog wird die freundschaftliche Begleitung seiner prominenten Modelle von ihm selbst und Kurator Peter Bogner kommentiert.

Im Kinoeingang pflanzt uns Robert Zahornicky dann den eigentlichen schwarzweißen "Garten der Erinnerung" auf Silbergelatinepapier, das es wie die analoge Fotografie kaum mehr gibt. Gewächse, Namen und Städte sind dazu ein Remix alter Aushangbilder vor Kinos.

Aufzählung Bildende Kunst

Europäischer Monat der

Fotografie Künstlerhaus bis 23., 30. Nov. und 8. Dez.

Printausgabe vom Mittwoch, 12. November 2008

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