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Kunstberichte

Der Aufbruch in das Immaterielle

Er ist der Meister der blauen Farbe: Yves Klein – Seine Werke sind bis 3. Juni im Wiener Mumok zu sehen
Illustration
- Yves Kleins „Globe terrestre bleu“ aus dem Jahr 1962.  Foto: Adagp, Paris 2006

Yves Kleins „Globe terrestre bleu“ aus dem Jahr 1962. Foto: Adagp, Paris 2006

Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

Yves Klein ist der Maler der Farbe blau. Nun sind seine Arbeiten in einem großen Überblick Wien zu sehen. In Kooperation mit dem Centre Pompidou in Paris hat das Mumok eine Retrospektive des Universalkünstlers erstellt, die sich auf neues Archivmaterial stützt.

Als Meister des Monochromen war Klein vor allem durch sein patentiertes International Klein Blue – federleicht erscheinendes, reines Pigment, angereichert mit Polyvinylacetat – bekannt. Auch seine Schwammbilder, blau getränkten Skulpturen und die bei Aktionen mit bemalten Modellen entstandenen Anthropometrien sowie die Feuerbilder sind durch kleinere Ausstellungen in Wien durchaus präsent gewesen.

Yves Klein steht mit seinem nur achtjährigen Schaffen (1954 bis 1962) am Übergang von der klassischen Moderne zur Gegenwartskunst. In vielen Aspekten ist er heute noch relevant: Er bezeichnete sich als Maler, aber die Bilder nur als "Asche" seiner Kunst am Weg zur Darstellung des Immateriellen.

Kunst und Mystik

Einige frühe Konzepte wurden als provokanter Witz missverstanden. Die von ihm weiß bemalte Galerie Iris Clert 1958 wurde als leer kritisiert, obwohl man sie durch einen blauen Vorhang betrat und an den Wänden Kleins weiße malerische Sensibilität als Anstrich haftete. Gold und Rosa bildeten in Kleins späten Jahren zusammen mit Blau eine Farbtrinität, und der applizierte Schwamm, vollgesogen mit der sensibilisierten Farbe, wurde ein Paradigma von Kleins Kunst.

Die Ausstellung macht konsequent den Aspekt der Sakralisierung einer Einheit von Leben und Kunst bewusst. Als Mitglied der Rosenkreuzer setzte Klein allerdings die okkultistische Strömung der klassischen Moderne nur fort.

Ein anstrengendes Dasein: Selbst nachts schreibt er Theorien auf, hält Reiseeindrücke minuziös in Tagebüchern fest, inszeniert sich als Judomeister vor der Kamera künstlerischer Fotografen und Filmer. Kosmisches Manifest ist auch die Hochzeit mit der Künstlerin Rotraut Uecker, begleitet vom Ritterorden zum heiligen Sebastian. Die damit geförderte Vermarktung seines Werks war ihm durchaus bewusst.

Bezüge von Kleins Architekturen aus Wasser- oder Feuerwänden und Luftdächern zu den gleichzeitigen Wiener Architekturutopien um Hans Hollein, aber auch zu den Wiener Aktionisten werden auch durch die jetzigen Ausstellung immer deutlicher.

Die blaue Revolution

Yves Klein

Mumok Wien

Eva Badura Triska

(Kuratorin)

Zu sehen bis 3. Juni.

Blaue Wunder.

Donnerstag, 08. März 2007


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