MEINUNG
Wunschzettel ans Christkind
VON WALTER FINK
Nachdem in diesen
Tagen ja alle ihre Wunschzettel deponieren, gehe ich davon aus, daß es
auch einem Kommentator erlaubt ist, die eigenen Wünsche anzumelden. Wer
weiß, vielleicht ist ja irgendwo im Himmel ein Engel, der in seinem
"Gloria in excelsis deo" innehält und liest, was da aus Vorarlberg für
Post kommt. Sollte das der Fall sein, dann würde ich mich glücklich
schätzen, wenn auch nur einige Positionen aus dem Zettel erfüllt
werden. Man wird ja bescheiden, wenn man sich lange genug im
Kulturleben bewegt. So darf ich also fethalten: Ich wünsche mir,
daß der vor kurzem ausgeschiedene Kulturreferent des Landes, Hans-Peter
Bischof, wieder "voll in Saft kommt", daß er die Zeit nach der Politik
genießen kann und daß sein libealer Geist in der Vorarlberger
Kulturpolitik nicht verloren geht. Ich wünsche mir, daß sein
Nachfolger, der neue Kulturreferent Markus Wallner, den von Guntram
Lins und Bischof beschrittenen Weg weiter gehen kann, daß er sich in
die Kultur unseres Landes einlebt, daß er Freude an der Kunst findet
und zum Anwalt für die Künstlerinnen und Künstler des Landes wird. Und
ich wünsche mir auch, daß der Finanzreferent des Landes,
Landeshauptmann Herbert Sausgruber, sein Verständis für die Kultur
weiter behält, daß er das Kulturbudget weiter wachsen läßt, daß er
geradezu das Füllhorn über die Kunst ausschütten wird - zum Wohle des
Landes. Ich wünsche mir, um bei der Politik zu bleiben, daß eine neue
Bundesregierung begreift, daß diese Nation nicht zuletzt von ihrem
kulturellen Erbe lebt, daß sie sich klar darüber sein wird, daß solches
Erbe nur durch steten Zuwachs, also durch Förderung der
zeitgenössischen Kunst zustande kommt. Zudem wünsche ich
mir, daß wichtige Kulturträger in diesem Land, etwa der Spielboden oder
auch das Landeskonservatorium, aus ihrer derzeit schwierigen Situation
finden, daß sie auch jene Führungspersonen finden, die sie zu neuen
Ufern bringen und daß sie vor allem die Jugend dieses Landes für Musik
und für andere Formen der Kultur interessieren werden. Ich wünsche mir,
daß die kleineren, die regionalen Kulturträger, die fast immer
unentgeltlich die wichtige Basisarbeit leisten, nicht nur Besucher,
sondern auch ausreichend Geld bekommen, um ihre Programme zu
verwirklichen. Ich wünsche mir
ebenso, daß die Bregenzer Festspiele erkennen, daß ihr Rückhalt nicht
zuletzt in der einheimischen Bevölkerung begründet ist, daß sie deshalb
auch sehen, daß es gut ist, mit Institutionen der Kultur im Land zu
arbeiten. So wünsche ich zudem, daß das Landestheater wieder eingeladen
wird, auf dem Martinsplatz bei den Festspielen aufzutreten. Ich
wünsche, daß das Vorarlberger Landesmuseum im kommenden Gedenkjahr
Angelika Kauffmann in Vorarlberg ins rechte Licht rücken wird, daß das
Kunsthaus Bregenz mit seinem Zehn-Jahr-Jubiläum die Menschen auch in
der eigenen Stadt erreicht. Ich wünsche mir,
daß alle Künstlerinnen und Künstler, daß alle Kulturschaffenden
genügend Käufer für ihre Kunst finden, daß ihre Kunst auf Interesse
stößt und damit ihre Arbeit nicht vergebens sei. Denn sie sind es, die
uns aufmerksam machen auf Dinge, die sonst an uns vorübergehen. Ich
wünsche ihnen allen - vor allem einem, der derzeit darum ringt -
Gesundheit und Kraft für ihre wichtige Arbeit in unserer Gesellschaft.
Und so wünsche ich allen - und auch mir - ein gutes, auf seinen Kern
reduziertes Weihnachtsfest. * * *
Die Meinung des
Gastkommentators muss nicht mit jener in der Redaktion übereinstimmen.
Auf Wunsch des Autors erscheint sie in der alten Rechtschreibung.
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