VON CHRISTA DIETRICH E-MAIL:
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Bregenz (VN) Der kür- zeste Weg zu einem
Kunst-am-Bau-Projekt des in Wien lebenden Vorarlbergers Norbert
Brunner führt ins Bregenzer Lokal Rap-Sak. Zweidimensionale
Arbeiten, die in den Raum hineinwirken, also scheinbar
Dreidimensionalität erlangen, waren schon eine Spezialität des
Künstlers, als er noch nicht mit riesigen Objekten aufwartete wie
zuletzt in Kobe. Als er den Punkt noch mehr oder weniger Punkt sein
ließ.
Von einer Wandbespannung zu begehbaren Skulpturen bzw.
zu architektonischen Projekten ist es dennoch ein direkter Weg. Die
Wahrnehmung bzw. die Art oder die Möglichkeit der Wahrnehmung
begreift der gelernte Bildhauer Norbert Brunner schon seit langem
als sein eigentliches Thema.
Wenn er den Betrachtern seiner kleineren Arbeiten (etwa solchen
Prints, wie sie für Andelsbuch geschaffen wurden) klarmacht, dass es
bei der Wahrnehmung auch auf den Blickwinkel ankommt, so gilt das
auch für die Besucher in jenem Tunnel, den er für die Biennale in
Valencia im nächsten Frühjahr errichtet.
Norbert Brunner zählt zu jenen zwölf Künstlern bzw.
Künstlergruppen, die zu dieser internationalen Kunstausstellung in
der spanischen Großstadt eingeladen wurden.
Urheber der Idee bzw. Kurator dieser Biennale ist der Architekt
William Alsop, ein Fachmann, von dem auch zahlreiche Überlegungen
und Initiativen zum modernen Städtebau stammen.
Verbindender Humor
In Brunners transparentem bzw. halbtransparentem Tunnel
wird man unter anderem Filme sehen können. Menschen verschiedener
Nationalitäten erzählen Witze.
Der Humor sei verbindendes Element, er biete aber auch
Unterscheidungsmöglichkeiten, so Brunner: "In Japan hat man einen
anderen Zugang zum Thema als hier im Westen."
Zweck des im öffentlichen Raum postierten Projekts ist es aber
auch, mit Leuten in Kontakt zu kommen, in Kommunikation zu treten.
Einzelne Projekte dieser Biennale sollen nach Möglichkeit zur
dauerhaften Einrichtung werden. Norbert Brunner ist einer jener
Zeitgenossen, die die Kunst im öffentlichen Raum noch stärker als
fixen Bestandteil architektonischer oder städteplanerischer
Überlegungen etablieren wollen.
Kunst am Bau - auch in Vorarlberg ein immer wichtigeres Thema -
heißt laut Brunner nicht, dass man etwas baut und dann dazu irgendwo
ein Kunstwerk verwirklicht. Viele seien diesbezüglich zwar seiner
Meinung. In der Realität beschreite man dann aber immer noch eben
diesen konventionellen Weg.
Witze werden auf der ganzen Welt erzählt. Deshalb
habe ich dieses Thema für die Biennale in Valencia ausgewählt
NORBERT BRUNNER
Zur Person
Geboren: 17. Juli 1969 in Hohenems
Ausbildung: Fachschule für Bildhauerei Tirol,
dann Studium an der Angewandten in Wien
Ausstellung: zahlreiche Ausstellungen in
Österreich, dann in New York, Osaka, Kobe, Nagoya, Rio de Janeiro,
Sydney, Genf, Düsseldorf etc.
Projekte im öffentlichen Raum: u. a. in Japan,
Liechtenstein und Österreich
Wohn- und Arbeitsort: Wien
Seine "bag objects" und Prints präsentierte Norbert
Brunner zuerst in Kobe und dann in Andelsbuch. Ein Teil kommt auch
nach Valencia.
Die Biennale Valencia beginnt am 1. Juni 2003 und dauert vier
Monate.