Bericht: Alexander Sattmann, Franz Renner
Kamera: Manfred Aistleitner, Norbert Aistleitner
Schnitt: Nicole Scharang

 

 

Unterwegs im Namen der Republik. Als Jäger des verlorenen Schatzes, wenn man so will. Diesmal im Parlament.

Büro um Büro wird abgeklappert, um festzustellen, ob auch da ist was da sein soll.

Christian Pultar, Verein "Kunst- Digitalisierung"

Wie es um die Kunstsammlung der Republik, die Artothek, wirklich steht, brachte der Rechnungshof ans Tageslicht. Mit einer, kurz gesagt, vernichtenden Kritik.

Stichprobenartig hatten die Prüfer nach Bildern gesucht. Das Ergebnis: jedes dritte gesuchte Bild war aufs erste nicht aufzufinden.

Der Eingang zum Depot der Artothek, nach dem kunsthistorischen Museum die zweitgrößte Bildersammlung Österreichs. 

Die Lagerung hier im Palais Liechtenstein bezeichnet der Rechnungshof höflich als "unzweckmäßig". Kein Brandschutz, keine Klimaanlage, zuwenig Platz. Der Leiter der Artothek findet sich trotzdem zurecht.

Rund 7.000 Kunstwerke lagern hier, soviel ist mittlerweile sicher. Im Grunde ist die Artothek aber eine riesige Verleihanstalt. Seit 1945 hat die Republik rund 26.000 Kunstwerke gekauft. Zur Kunstförderung, und um Büroräume damit zu schmücken.

Die Inventur der Artothek macht nun ein privater Verein, der ab Herbst auch Lagerung und Verleih der Kunstwerke übernimmt. Hier im Büro des dritten Nationalratspräsidenten ist alles in Ordnung. Und das muss per Foto auch festgehalten werden.

Christian Pultar, Verein "Kunst- Digitalisierung"

Die Verwaltungsräume der Artothek. Staatsbedienstete arbeiten hier noch neben Angestellten des privaten Vereins. Nicht der einzige Grund für Spannungen. Auch die Privatisierung ist nicht unumstritten. Die Republik selbst ist künftig nur mehr für den Ankauf der Bilder zuständig. 

Im Computer ist erst ein kleiner Teil des Bestandes vermerkt. Für rund 10.000 Werke gibt es zumindest Entlehnscheine. Was die Suche aber noch nicht automatisch zum Ziel bringt, wie ein Beispiel zeigt.

Nothburga Coronabless, Verein "Kunst-Digitalisierung"

Gibt's aber nicht einmal Entlehnscheine dieser Art, endet die Suche nach Bildern bei den Karteikarten früherer Jahrzehnte, und damit oft in einer Sackgasse.

Nothburga Coronabless, Verein "Kunst-Digitalisierung"

Ein halbes Jahr nach dem der "Bilder- schwund" in der Kunstsammlung des Republik aufgeflogen ist, liegen nun erste detaillierte Angaben vor. Das Ergebnis ist noch schlimmer, als die Prüfer des Rechnungshofes in ihrem Bericht ohnedies bereits angenommen haben.

Gerd Zechner, Obmann Verein "Kunst-Digitalisierung"

Ein Zehntel der Sammlung ist also endgültig verloren, der Verbleib eines Drittels mehr als ungewiss. Darunter auch Werke berühmter Künstler wie Maria Lassnig oder Günter Brus. 

Geschätzter Schaden: eineinhalb Millionen Euro oder mehr. Ein Kunstskandal ersten Ranges. Wie konnte der über die Jahre unentdeckt bleiben?

Werner Hartmann, Leiter Artothek

Die schlechten Arbeitsbedingungen im Palais Liechtenstein, dem Sitz der Artothek, sind aber nicht erst seit kurzem bekannt.

Bereits 1988, also vor 14 Jahren, kritisiert der Rechnungshof das Fehlen einer Inventarbestandsrechnung. Die damals zuständige Ministerin ist sich heute aber keiner Schuld bewusst.

Hilde Hawlicek, ehem. Kunstministerin, SPÖ

Hawliceks Nach-Nach-Folger hält sich zugute, die Dinge zumindest organisatorisch ins Reine gebracht zu haben. Bleibt die Frage nach den Konsequenzen für jene, die versagt oder sich sogar bereichert haben.

Franz Morak, Kunststaatssekretär, ÖVP

Die Suche nach den verlorenen Bildern aus dem Kunstschatz der Republik geht voran. Dabei hat die öffentliche Aufregung auch ihr Gutes: vereinzelt taucht dann doch längst verloren geglaubtes wieder auf.

Christian Pultar, Verein "Kunst-Digitalisierung"

Ab jetzt wird also aufgepasst auf den Bilderschatz der Republik. Und wer weiß, vielleicht kommt so manches verloren geglaubte Stück doch noch zurück.