Nitschs Schüttbild im barocken Ambiente | |
Von Sabine Oppolzer
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"Man glaubt, es wäre für diesen Raum, für
diesen Palast gemalt," sagt Hermann Nitsch angesichts seines 6 mal 9 Meter
großen 9-teiligen Schüttbildes, das sehr prominent auf der barocken
Prunkstiege des Oberen Belvedere prangt. Das Gemälde aus Blut und Ölfarbe
war vor der Eröffnung noch hinter weißen Tüchern verborgen, bei der
feierlichen Enthüllung erzeugte es in dem originalen barocken Ambiente
überraschende Effekte für Architektur und Malerei.
Tradition des Jugendstils Und Klimt ist auch einer jener Maler, die Hermann Nitsch ein Leben lang
verehrt hat. Auch der Wiener Aktionismus habe seine Wurzeln im
Sezessionismus, in der Kunst der Jahrhundertwende, sagt Nitsch. Und auch Kuratorin Regine Schmidt sieht Hermann Nitsch stark in der
Tradition des Jugendstils, und versucht den Künstler in die Sammlung des
Oberen Belvedere zu integrieren. Schmidt: "Wir haben ein Gemälde von Oskar
Kokoschka im Haus, den Herodot, da steht drauf: 'So treibt's die
Menschheit, ich auch', und das ist vor barockem Hintergrund gemalt und
bezieht sich auf die gesamte Menschheit und auch auf die Antike. Und diese
Antikenrezeption findet sich schon bei Makart und Klimt und dadurch findet
sie sich auch in der Anschauung bei Nitsch." Endstation Zahnarzt
Mit seiner Idee eines Orgien- und Mysterien-Theaters, das Hermann
Nitsch jahrzehntelang als kultische Handlung vorbereitet hatte und das
1998 in dem 6-Tage-Spiel in Prinzendorf gipfelte, gilt Herrmann Nitsch
seit den 60er Jahren als umstrittene Künstlerpersönlichkeit. Hermann
Nitsch selbst sieht das als ganz normales Künstlerschicksal, es sei immer
so, dass Künstler erst anecken - und letztlich hängen sie in den
Vorzimmern der Zahnärzte. Bei den Impressionisten ist mit Spazierstöcken
auf Bilder losgegangen worden, oder Werke von Kandinsky wurden beschmutzt,
das, so Nitsch, sei aber ein natürlicher Prozess. Und auch seine Arbeit
rufe "Gott sei Dank" noch immer genug Proteste hervor. Trotzdem denkt er mit Grauen an die Belagerung durch seine Gegner
anlässlich des 6-Tage-Spiels in Prinzendorf. Er sieht seine theatralischen
und malerischen Aktionen als Einheit. "Mein Thema ist die visuelle
Grammatik meines Aktionstheaters auf einer Bildfläche. Bei der Aktion gehe
ich hinaus in den Raum. Mit Blut, Fleisch, menschlichem Körper wird
agiert, reale Geschehnisse werden inszeniert. Die Aktionsmalerei ist auch
ein Geschehnis auf einer Bildfläche." Regine Schmidt hat schon im Vorfeld der Präsentation ein Aufflackern
der Kontroverse festgestellt. Gespannt ist sie jedenfalls auf die
Reaktionen des Publikums. Tipp: Hermann Nitschs großes Bodenbild ist noch bis 29. April im Oberen Belvedere ausgestellt. Link: Hermann Nitsch Homepage | ||||||||