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Auslöser: Fotogaleristen

03.11.2010 | 18:50 | von Johanna Hofleitner (Die Presse - Schaufenster)

Für manche steht Fotografie nur einen Monat lang im Blickpunkt. Für diese Wiener Fotogaleristen ist das eindeutig zu wenig.

Das Reden über die Fotografie in Österreich geht häufig mit einem Seufzer einher. Die beiden Weltkriege hatten die Auslöschung einer bis dahin blühenden Tradition zur Folge, die neben herausragenden Figuren auch Ateliers und den Handel mit Fotografie umfasste. Die Nachkriegsjahre bedeuteten aufgrund der Emigra-tion zahlreicher Schlüsselfiguren auch auf dem Fotosektor einen radikalen Neubeginn. Nur langsam formierte sich eine neue Szene. Einen regelrechten Schub bekam die Fotografie ab Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger durch die Gründung von Vereinen und Produzentengalerien wie der Fotogalerie Wien, der Camera Aus-tria in Graz, der Salzburger Galerie Fotohof sowie der Galerie Johannes Faber in Wien. Letztere war über lange Jahre die einzige, die nach klassischem Kunstmarktverständnis exklusiv mit Fotografie handelte.
Umso erfreulicher, dass in den letzten Jahren fast auf einen Schlag immer mehr Galerien gegründet werden, die sich dem Handel mit diesem Spezialsegment der Kunst selbstbewusst und auf hohem Niveau verschrieben
haben.

 

Agnes Reinthaler & Monika Obermeier: anika handelt

„Die Fotografie hat auf mich immer schon eine magische Faszination ausgeübt“, sagt Agnes Reinthaler. „Ich habe zwar Wirtschaft studiert, mich aber immer schon sehr für Kultur interessiert.“ Zusammen mit Monika Obermeier gründete sie 2008 die Firma „anika handelt“. Dass sie den Mut fassten, eine eigene Galerie für Fotografie zu gründen, war ein Entschluss, den die beiden Frauen, die zuvor als Ausstellungskuratorinnen in der Galerie Westlicht gearbeitet hatten, gemeinsam fassten.

2009 kam dann ein kleiner, feiner Galerieraum am Ottakringer Yppenplatz hinzu, „weil es gerade bei hochpreisiger Fotografie wichtig ist, dass sie auch sinnlich erfahrbar ist“, wie Reinthaler sagt. Die Zielrichtung der Galerie spiegelt sich im Firmennamen. Während die Verschmelzung der beiden Vornamen zu „anika“ das Gemeinsame unterstreicht, signalisiert der zweite Teil klar die Intention, kommerziell auf hohem Niveau zu agieren. Inhaltlich steht dabei eine „künstlerische Fotografie mit stark dokumentarischem Touch“ im Mittelpunkt: „Fotos, die vom Leben erzählen, weil uns das am Herzen liegt. Was uns hingegen nicht interessiert, ist eine extrem inszenierte Fotografie, bei der zufällig die Kamera benützt wurde.“ Neben dem engagierten Ausstellungsprogramm ist ein Spezialprojekt die Portfolio-Review Ende November im Kunsthalle-Wien-Project-Space – „eine Art Speeddating, bei dem die Fotografen in einem 20-minütigen Gespräch Gelegenheit haben, ihre Arbeit mit Experten zu besprechen“.

www.anikahandelt.com

 

Josephine Wagner: Galerie Raum mit Licht

„Ich zeige Künstlerinnen und Künstler, die mit Fotografie arbeiten. Daher muss ich uns ja eigentlich als Fotogalerie bezeichnen“, sagt Josephine Wagner von der Galerie Raum mit Licht in der Kaiserstraße. „Allerdings wollten wir nie in Konkurrenz zu anderen Fotogalerien wie Westlicht oder Faber treten. Die Fotografie, die wir zeigen, lässt sich nicht auf Chemie beschränken. Die Künstler kommen aus einer anderen Ecke – von der Kunst, Skulptur, Malerei. Sie beobachten, lichten ab, analysieren und fügen in einem weiteren Schritt oft Text hinzu. Da geht es viel um Raum, Licht, Interpretation.“

Vier Jahre ist es her, dass Josephine Wagner ihren Job als Designerin an den Nagel gehängt hat und als Programmverantwortliche in den vom Wissenschaftler Gustav Ammerer entwickelten „Raum mit Licht“ eingetreten ist. „Ich habe mich immer mit Kunst beschäftigt“, sagt sie. „Ausschlaggebend war für mich aber die Begegnung mit dem englischen Künstler John
Hilliard, den ich 2006 bei einem Vortrag an der Angewandten kennenlernen durfte“, erinnert sie sich. „Er hat mir den Schlüssel in die Hand gegeben – auf eine so nette Weise, dass ich verstanden habe, ihn ins Schloss zu
stecken. Da wusste ich, in welche Richtung es gehen soll.“

Heute ist ihre Galerie Synonym für Konzeptfotografie und besetzt mit ihrem strengen Programm eine Leerstelle in der österreichischen Fotoszene. Die Künstlerliste umfasst arrivierte und junge internationale und österreichische Positionen, darunter prominente Namen wie Victor Burgin, John Hilliard, Friedl Kubelka, Edgar Lissel.

www.raum-mit-licht.at

 

 


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