VN-INTERVIEW: Landesstatthalter Hans-Peter Bischof resümiert seine Kulturprojekte
Beim Museum zu lange gewartet
Am Mittwoch übergibt Landesstatthalter Bischof sein Ressort an Markus Wallner.
CHRISTA DIETRICH christa.dietrich@vn.vol.at, •72/501-225
VN: Herr
Landesstatthalter, Sie haben aus gesundheitlichen Gründen Ihren
Rücktritt bekannt gegeben. Wo wird es Sie nach der notwendig gewordenen
Genesungszeit hintreiben? Hans-Peter
Bischof: Der Warnschuss, meine Gesundheit betreffend, war spürbar. Ich
werde mich fit machen und dann wieder als Arzt, etwa im betreuerischen
Bereich, tätig sein. Ich hatte immer vor, meine berufliche Laufbahn
wieder als Arzt zu beenden. Ursprünglich sollte dieser Part nur kürzer
sein. VN: Was wünschen Sie sich von Ihrem Nachfolger?
Hans-Peter Bischof:
Ich hoffe sehr und denke, dass es unter Markus Wallner möglich sein
wird, den Weg, den mein Vorgänger Guntram Lins eingeschlagen hat und
den ich wesentlich ausbauen konnte, weiterzugehen. Damit dem
kulturellen Leben im Land viele Öffnungsmöglichkeiten geboten werden. VN: Während Ihrer
Amtszeit konnte das Kulturbudget quasi laufend erhöht werden. Mit
welchen Argumenten haben Sie das durchsetzen können? Hans-Peter
Bischof: Ich habe beim Landeshauptmann für kulturelle Fragen immer ein
offenes Ohr gefunden. Mit dem Argument, dass man im kulturellen Bereich
gesellschaftspolitische Effekte erzielen kann, die positive
Auswirkungen für die gesamte Bevölkerung haben. Das kulturelle Angebot
in einem Land ist zudem ein wichtiger Faktor für Entscheidungen im
Wirtschaftsbereich. Gerade mit diesem Argument ist es mir immer
gelungen. VN: Was ist Ihnen nicht
gelungen, bzw. in welchen
Bereichen sehen Sie noch
Lücken bzw. Themen, die
brach liegen?
Hans-Peter Bischof:
Zu ein paar Themen hätte ich noch gerne etwas beigetragen. Das
Migrantenthema ist eines, das viel mehr Vorbereitungsarbeit braucht,
als ich geschätzt habe. Da hätte ich Vorstellungen gehabt, wie man den
Prozess vertiefen kann. Die Kultur kann nicht Probleme der Migration
beseitigen, aber die Kultur bietet Anhaltspunkte, sie besser zu
verstehen. VN: Was wäre da beispielsweise konkret zu tun?
Hans-Peter Bischof:
Personen mit migrantischem Hintergrund müssten verstärkt an
Kultureinrichtungen im Land herangeführt werden. VN: Welches Projekt lag Ihnen besonders am Herzen?
Hans-Peter Bischof:
Den Ausgleich zwischen Großprojekten zu jenen in den Regionen zu
schaffen. Aus diesen Überlegungen heraus sind etwa die Remise in
Bludenz, das Kunstforum in Schruns oder der Wölfle-Saal in Bizau
entstanden. VN: Das
Landesmuseum ist sicher eines der großen Projekte. Nun erfolgt der
Start zur Neukonzeption und zum Ausbau. Die Besucherzahlen in den
letzten Jahren waren alles andere als berauschend, das Museum veraltet.
Hat man da nicht zu lange zugewartet? Hans-Peter
Bischof: Aus meiner Intention hätte ich gerne schon ein paar Jahre
früher mit diesem Prozess begonnen. Nun läuft er aber mit sehr viel
Energie und Dynamik. Das Konzept steht. Im Frühjahr wird mit dem
Architektenwettbewerb gestartet. VN: Das heißt, es
gibt eine große Lösung im Gebäudekomplex zwischen Kornmarktplatz und
Seestraße, wenn die Bezirkshauptmannschaft auszieht. Läuft das alles so
nach Plan? Hans-Peter
Bischof: Der Zeitplan ist mit dem Landeshauptmann geklärt. Wir werden
die Räumlichkeiten nach Plan zur Verfügung gestellt haben. VN: Ein großes Projekt. Welche Variante bevorzugen Sie, was die Öffnung des Hauses zum Seeufer hin betrifft?
Hans-Peter Bischof:
Wie die Stadt an den See wächst, das hat man in der Stadt Bregenz
selbst zu klären. Für uns steht fest, dass die Eingangssituation am
Kornmarktplatz sein wird. VN: Eröffnungstermin?
Hans-Peter Bischof:
2012. VN: Es scheint, dass die Bevölkerung das Landestheater - auch
eines Ihrer großen Projekte, das es nun seit 1999 gibt - noch nicht als
das ihre annimmt. Hans-Peter
Bischof: Daran wird intensiv gearbeitet. Es gibt Identitätsprobleme.
Der Umstrukturierungsprozess kann in den bisherigen Jahren noch nicht
erfolgt sein. VN: Aus dem
Kunsthaus Bregenz ist etwas anderes geworden als beabsichtigt. Keine
Landesgalerie, sondern eine Kunsthalle. Haben Sie den Eindruck, dass
sich durch diese Institution die Akzeptanz der zeitgenössischen Kunst
im Land verbessert hat? Hans-Peter Bischof: Das Klime ist auf allen Ebenen offener geworden.
VN: Man hört dennoch von Befürchtungen, dass unterschwellig reaktionäre Haltungen gären, die unangenehm zutage treten könnten?
Hans-Peter Bischof:
Wenn man die Geschichte zurückblättert, stößt man immer wieder auf
Ereignisse, die man aus heutigem Denken nicht mehr nachvollziehen will.
Man kann annehmen, dass die Bevölkerung offener gegenüber
zeitgenössischer Kunst geworden ist. Da hat die Kulturpolitik eine
nicht un wesentliche Rolle gespielt.
Bischof: "Zu ein paar Themen, etwa zu Problemen der Migration, hätte ich noch gerne etwas beigetragen."
(Foto: VN/Stiplovsek)
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