VN-SERIE: Zweiter Anlauf für die Vorarlberger Landesgalerie (Teil 3/5)
Als Blinddarm völlig sinnlos
Sammlungen gehören öffentlich gemacht, meint KUBDirektor Schneider.
CHRISTA DIETRICH
christa.dietrich@vn.vol.at, •72/501-225
Bregenz (VN) Beim
Kunsthaus Bregenz würde sich der Kreis schließen. Was als
"Landesgalerie" und damit Heim für regionale Sammlungen gedacht war,
ist zwar eine Halle für internationale Gegenwartskunst geworden,
gesammelt hat man am Unternehmen aber schon vor Baueröffnung. Lassnig, Schmalix etc.
Namen wie Maria
Lassnig, Cornelius Kolig, Hubert Schmalix, Bruno Gironcoli oder Herbert
Brandl belegen die Blickrichtung auf die großen Vertreter der
österreichischen Kunst des 20. Jahrhunderts. Die Arbeiten zeigt man
aber nicht, man verleiht sie bestenfalls ab und zu an andere Häuser. Um
wirklich Trümpfe in der Hand zu haben, also im Gegenzug Arbeiten
einzufordern, die man für eine Ausstellung braucht, ist die
KUB-Sammlung aber wiederum zu klein. Hebung erwartet
Ein
Sammlungskonzept, das KUB-Direktor Eckhard Schneider als damals dennoch
sehr kluge Entscheidung erachtet, wurde nun geändert. Nach gestrafften
Vorgaben kauft man von Künstlern, mit denen man zusammenarbeitet und
fürs Architekturarchiv (das man von Anfang an als Auftrag verstand).
Schenkungen - etwa der Nachlass des Vorarlbergers Edwin Neyer oder jene
Rudolf-Wacker-Objekte (u. a. persönliche Gegenstände und die Staffelei
des Bregenzer Malers), die Experte und Kunsthaus-Kurator Rudolf
Sagmeister einst für das Land sicherte - schlummern seit Jahren im
Depot. Und warten auf Hebung, wie Sagmeister betont, während er in Richtung Landesmuseum deutet, das nun ausgebaut wird.
Kunst sichern
Kunsthausdirektor
Eckhard Schneider macht zum Thema Sammlungen (das für ihn
konsequenterweise kein großes mehr ist), klare Ansagen. "Es macht
keinen Sinn, sie nicht öffentlich zu zeigen, und es stellt sich dabei
immer die Frage, ob man mit Sammlungen den eigentlichen Auftrag
erfüllt." Sammlungen quasi
als "Wurmfortsatz" bzw. "Blinddarm" eines Hauses zu betreuen, die jeder
hat, aber kaum jemandem etwas nützen, seien ja kein Beleg für das
Bekenntnis zur bildenden Kunst. Sammeln steht für
Eckhard Schneider auch im Zusammenhang mit Sichern von Kunstwerken. So
wurde vom Vorarlberger Gottfried Bechtold etwa das Werk "Signatur 02"
angekauft. Es befindet sich an der Silvretta-Staumauer, ist von dort
gar nicht wegzubekommen, markiert aber so etwas wie einen Nebenstandort
des Kunsthauses Bregenz. Samstag, 28. Oktober:
Das einstige Konzept für die Vorarlberger Landesgalerie aus heutiger Sicht. KUL TUR
Es stellt sich immer die Frage, ob man mit Sammlungen den eigentlichen Auftrag erfüllt.
KUNSTHAUSLEITER ECKHARD SCHNEIDER
In der Sammlung des Kunsthauses Bregenz: Arbeit der großen österreichischen Malerin Maria Lassnig. (Foto: KUB)
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