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11.11.2004 - Kultur&Medien / Ausstellung
FOTOGALERIE WIEN: SONNIG - GALERIE HOFSTÄTTER: SCHÖN - GALERIE HUMMEL: MAGISCH

kunstraum

Der Monat der Fotografie, der in Paris bereits seit 24 Jahren stattfindet, wurde heuer auch auf Berlin und Wien ausgedehnt. Über 70 Fotoausstellungen laufen diesen November in Wien. In der Schau "Paris - Wien - Berlin" präsentiert die Fotogalerie Wien durchwegs sonnige Städteporträts. Einen flaneurhaften Blick hält Robert Zahornicky in impressionistischen Aufnahmen von Pariser Passagen und Plätzen (2200 €) bereit. In Susanne Gamaufs Bilderserie führt die Reise mit der Kamera durch die Gartenarchitektur des "Jardins des Plants" (je 800 €), dessen geometrisch geschnittene Hecken wie undurchdringliche Baukörper erscheinen. Die 1972 geborene Fiona Rukschcio montiert ihr eigenes Passbild in witzige Collagen (550 €), die Pariser Klischees von Cancan bis Revolution illustrieren. Helmut und Johanna Kandl trafen auf einer Wahlveranstaltung der PDS skurrilerweise tanzende Nonnen (500 €) und haben auch sonst fröhliche Freizeitstimmung auf Berliner Grünflächen festgehalten. (Bis 8. Dezember, Währinger Straße 59, Wien 9)

GALERIE HOFSTÄTTER: SCHÖN

"Paris - Berlin - Wien" nennt sich auch eine zweite Schau, die Bilder des 90-jährigen Fotografen Franz Hubmann zeigt. Die meisten der schönen Fotografien stammen aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren. Stadtaufnahmen und Künstlerporträts halten sich in etwa die Waage. Während Hubmanns Bilder von Wien und Paris stärker das "alte" Europa verkörpern, leuchten in den Berlin-Fotos von 1961 die Lichter einer modernen Großstadt. Dass die porträtierten Künstler Hubmann mochten, kann man sehen: Größen wie Marc Chagall (2700 €), Georges Braque (2800 €) oder Max Ernst (1900 €) blicken fast treuherzig in die Kamera; sein außergewöhnliches Giacometti-Porträt (1000 €) bleibt unvergessen. Hubmann hat sich aber nicht nur für die klassische Moderne interessiert, sondern schon früh auch die Qualität des Wiener Aktionismus erkannt. 1964 fotografierte er in Otto Mühls Atelier die Aktion "Verschnürung eines weiblichen Körpers". Der Künstler als Macher steht dabei ebenso im Mittelpunkt wie die Frau, die zur Gerümpelplastik mutiert. Die Galerie bietet die von Mühl signierte, 15teilige Bildserie als Portfolio um 6600 Euro an. (Bis 29. Januar, Bräunerstr. 7, Wien 1)

GALERIE HUMMEL: MAGISCH

Mehr Wiener Aktionismus gibt es bei Julius Hummel. Der Fotograf Siegfried Klein alias Khasaq hielt 1964 zusammen mit Ludwig Hoffenreich und Kurt Kren die Aktion "Ana" von Günter Brus in beeindruckenden Bildern fest. Brus erlebte "Ana" als Überwindung der engen Grenzen der Malerei: Der Künstler kauert zunächst in weiße Fetzen gehüllt am Boden; später beschmiert er den Körper seiner Frau Anni mit schwarzer Farbe. Khasaqs Aufnahmen vermitteln lebhaft die Dynamik und Dramatik des Geschehens. Dann arbeiten sie wieder fast klassische skulpturale Momente heraus. Jedes der Portfolios "Ana I" bis "Ana IV" (3500 Euro, Auflage 35) umfasst zwölf von Brus signierte S/W-Bilder. Die Schau zeigt auch Filmkader-Vergrößerungen von Kurt Kren (3500 Euro) sowie tolle Fotos anderer Aktionen, zu denen Portfolios noch folgen werden. (Bis 27. November, Bäckerstraße 14, Wien 1) Nicole Scheyerer

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