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Kunst aus Ghana und der Elfenbeinküste |
Die neue Galerie der Stadt Linz zeigt Exponate von Afrikas
Goldküste.
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Für viele Europäer ist das kulturelle
Erbe des schwarzen Kontinents, trotz (oder gerade wegen) des Safariurlaubs
zum Nachsaisontarif ein weißer Fleck auf ihrer kulturhistorischen
Landkarte geblieben. Die Ausstellung "Gold aus Afrika" in der Neuen
Galerie der Stadt Linz versucht, diese Lücke zu schließen. Mehr als 200
Einzelobjekte geben einen Überblick afrikanischer Kunst aus Ghana und der
Elfenbeinküste. Die Objekte umfassen im Wesentlichen den Zeitraum der
letzten 150 Jahre. Einzelne Exponate datieren sogar 400 Jahre zurück.
Fantasievolle Pracht und meisterhafte Fertigung sind für die Region des
westlichen Afrikas charakteristisch. Die sprachlich und kulturell eng
verwandten Gesellschaften der Akan, Ashanti oder Baule haben sich
gegenseitig an Formenvielfalt und Verarbeitungsqualität überboten. Neben
eindrucksvollem königlichen Schmuck, formvollendeten Insignien und
Zeremonialgegenständen, ist auch Schmuck des täglichen Gebrauchs zu
sehen. Reger Goldhandel Im Siedlungsgebiet der Akan hatte Gold seit jeher eine große
künstlerische und wirtschaftliche Bedeutung. Späterstens seit dem 7.
Jahrhundert gelangte Gold von der Westküste Afrikas über Fernhandelsrouten
durch die Sahara nach Norden. Reich geworden durch den Handel mit dem
Edelmetall stiegen in der Region mächtige Staaten auf. Als die Portugiesen 1471 an der Küste des heutigen Ghana landeten,
setzte ein reger Handel mit den ansässigen Völkern ein. Gewehre, Stoffe,
Metalle und diverse Luxusgüter tauschten diese gegen das im Inneren des
Landes gewonnene Gold. Neben den Portugiesen errichteten später auch
Briten, Franzosen und Niederländer befestigte Handelsstützpunkte. Die
meisten Kunstgegenstände aus dieser Zeit wurden aus Legierungen gefertigt.
Da für die Europäer nur der Metallwert zählte, wurden fast alle Objekte
aus dieser Epoche eingeschmolzen. Auch Kulturen verschmelzen
Europäische, aber auch arabische Einflüsse veränderten die
traditionellen Motive und Materialien. Die ursprünglich sehr einfachen
Formen von Gefäßen und Schmuckstücken mutierten während des 18. und 19.
Jahrhunderts zu opulenten Verzierungen, feingliedrigen Mustern und
kunstvoll gestalteten Repräsentationsgegenständen. Feine, von der
altarabischen Schrift inspirierte Schriftmuster finden sich genauso wie
mit Goldfolie überzogene Talismane mit Koranversen, zum Schutz vor bösen
Geistern. Die Europäer erweiterten die Formensprache der Akan vor allem durch die
Nachbildung technischer Geräte und Alltagsgegenstände. Uhren, Brillen,
Teekannen und Tropenhelme finden sich genauso, wie der symbolische Nachbau
von Flugzeugen im 20. Jahrhundert. Anstatt der traditionellen samtenen
Kopfbänder wurde auch der Kopfschmuck den Kronen europäischer Herrscher
oder Hauben und Mützen von Soldaten nachempfunden. Repräsentation der Macht
Amts- und Würdenträger wie Sprecher, Schwertträger oder Leibwächter
unterstrichen ihren Status durch eine bestimmte Art der Kleidung und den
ihnen zugeordneten Regalien. Die Kunst diente hier vor allem der
Repräsentation von Macht, Status und Wohlstand. Einflussreichen Personen
wurden zum Beispiel so viele reich verzierte, goldene Armreifen angelegt,
dass die Arme durch Helfer gestützt werden mussten. Eine besondere Stellung in der vor allem dem Diesseits zugewandten
Kultur nahmen die aus einem einzigen Holzblock geschnitzten
Zerimonialstühle ein. Sie waren das Privileg höchster Würdenträger. Die
reich verzierten Hocker repräsentierten neben dem Zentrum der Gesellschaft
auch das spirituelle Zentrum und den Sitz der Ahnenseelen. Das berühmteste
Beispiel ist der "Goldene Stuhl" der Ashanti, der nach der Überlieferung
vom Himmel aus übergeben wurde. Er ist die Verbindung der königlichen
Macht mit den spirituellen Kräften. Gleichzeitig symbolisiert er die
Nation der Ashanti und die Dauerhaftigkeit ihrer Kultur. Die Kunst der Rhetorik
Ein weiter Aspekt der westafrikanischen Kulturen ist der hohe
Stellenwert der Redekunst. Geschliffene Rhetorik verbindet sich mit einer
möglichst bildhaften und metaphorischen Sprache. Die Wertschätzung für
gute Redner schlägt sich auch in der bildhaften Übersetzung des gesprochen
Wortes nieder. Tier- und Pflanzenmotive stehen für Stärke, Weisheit,
Tapferkeit, Schönheit oder Geduld. Der Leopard zum Beispiel symbolisiert
den Herrscher, das Stachelschwein den Krieger. Viele Darstellungen finden
sich auch auf Objekten, die ursprünglich nicht afrikanischern Ursprunges
sind, wie Zuckerdosen, Pulverfässern oder Gewehren. Tipp: Die Ausstellung "Gold aus Aufrika" in der Neuen Galerie der Stadt Linz ist
von 15.2. bis 27.5.2001 zu sehen. | ||||||||||
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