VN-INTERVIEW: Der neue Landesstatthalter Markus Wallner über Kulturprojekte
Einsager sind noch vor der Tür
Neben Kunstgesetz und Landesmuseum wird die Kreativität der Jungen Thema sein.
CHRISTA DIETRICH christa.dietrich@vn.vol.at, •72/501-225
VN: Sprechen wir
zuerst über Geld. Das Kulturbudget für 2007 ist um fast neun Prozent
erhöht worden. Welche Argumente legen Sie sich zurecht, damit es
weiterhin solche Sprünge gibt? Wallner: Wenn ich
an der Kultur spare, spare ich an der Zukunftsfähigkeit der
Gesellschaft. Natürlich sind im kommenden Jahr einige Schwerpunkte
dabei, die eine solche Erhöhung möglich machen: die Kauffmann- und
Albrecht-Ausstellungen und zehn Jahre Kunsthaus Bregenz. VN: Das heißt, 2008 wird es nicht mehr so leicht, Gründe zu finden, weil es diese Jubiläen nicht mehr gibt.
Wallner: In den
vergangenen Jahren gab es immer leichte Steigerungen. Wir werden darum
kämpfen, dass das weiterhin möglich ist. Das hängt auch von der
Budgetentwicklung ab, ich denke aber, dass das Verständnis da ist. Mein
Einsatz dafür wird groß sein. VN: Gibt es dazu
thematische Perspektiven, die im zeitgenössischen Bereich anzusiedeln
sind? Man hat anlässlich des 200. Todestages einen guten Grund, sich
Angelika Kauffmann intensiv zu widmen, Herbert Albrecht feiert auch
einen runden Geburtstag. Das sind alles schöne, aber an sich
konservative Themen. Wallner:
Natürlich ist die Kauffmann ein Traditionsthema. Mir gefällt die
Konzeption von Museumsdirektor Natter, der einen Gegenwartsbezug
herstellt. 10 Jahre Kunsthaus ist allein schon ein toller Anlass. Das
kann auch der zeitgenössischen Kunst wieder einen neuen Impuls bringen.
VN: Das klingt jetzt auch wie eine Aufforderung an die Leute, Ihnen Vorschläge zu machen bzw. Programme einzureichen.
Wallner: Durchaus.
VN: Das Kulturförderungsgesetz wird ein wichtiges Thema sein. Welche
Personen sind in Entscheidungen eingebunden? Wallner: Wir
möchten vom Begriff Kulturförderung wegkommen und es Kulturgesetz
nennen. Es ist eine Investition, wenn eine Kommune einen Kanalbau
finanziert. Bei der Kultur heißt es Förderung, dabei handelt es sich um
eine Investition in die Gesellschaft. Die parlamentarischen Abläufe
sind klar, man sollte aber überlegen, wie ein offener
Diskussionsprozess sinnvoll moderiert werden kann. VN: Solche "Investitionen" laufen in einem bestimmten Maß über Empfehlungen von Beiräten. Wollen Sie das System beibehalten?
Wallner: Mir ist nichts Besseres über den Weg gelaufen.
VN: Na ja, die ganz großen Brocken fließen ohnehin über andere Kanäle. Man kann auch die kleinen der Beamtenschaft überlassen.
Wallner: Die
Kommissionen, in denen Fachleute sitzen, bieten immerhin die
Möglichkeit der Qualitätsbeurteilung. Ich will nicht, dass ein
Politiker oder ein Beamter einfach über ein Projekt entscheidet. VN: In
Wirklichkeit ist es so, dass es abgesehen von der zusätzlichen Summe,
über die der jeweilige Ressortleiter frei verfügt, immer wieder
Projektfinanzierungen gibt, bei denen keinerlei Kommission
vorgeschaltet ist. Direkt gefragt, haben Sie sich da ein Beratergremium
organisiert. Wallner: Nein, die Einsager sind noch vor der Tür. Und das festzuhalten, ist mir wichtig.
VN: Als Kulturpolitiker haben Sie die Möglichkeit, verschiedene Akzente zu setzen.
Wallner: Ich halte viel von der Möglichkeit der langsamen Einarbeitung.
VN: Der Ausbau des Landesmuseums wird gestartet. Ein großes Projekt, besteht die Gefahr, dass man einen Schritt zurück macht?
Wallner: Es ist
klar, dass dies einen zusätzlichen Budgetbrocken braucht. Man hat das
Projekt über die Jahre verschoben. Mittlerweile ist es Zeit, dass wir
aus diesem Museum etwas machen. VN: Um die Kornmarktplatzgestaltung vernünftig zu lösen, wird es intensive Kontakte mit der Stadt Bregenz geben müssen.
Wallner: Ich möchte
die Stadt im Boot haben, weil es eine Chance ist, den Platz etwa mit
Kunstobjekten in die Gestaltung miteinzubeziehen. VN: Thema Konservatorium. Man braucht wieder eine neue Leitung und eventuell auch eine neue Struktur.
Wallner: Wir werden den Posten sicher ausschreiben. Bei der künstlerischen Leitung liegen die Entscheidungen.
VN: Wir haben über Akzentsetzung gesprochen. Gibt es darüberhinaus ein besonderes Anliegen?
Wallner: Ich möchte das kreative Potenzial von Jugendlichen stärker geweckt und genutzt haben.
Markus Wallner: "Den Kornmarktplatz in den Umbau des Landesmuseums einzubeziehen, wäre toll." (Foto: Hans Zellhofer)
Wir werden zu klären haben, was Jugendkultur alles sein kann.
MARKUS WALLNER
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