"We'll not carry coals"

Österreichs Gegenwartskunst hat in Franz West (56) einen seiner bekanntesten und international höchstgehandeltsten Vertreter. Das Kunsthaus Bregenz widmet seine Festspielausstellung dem Wiener.


Franz West, der an nahezu allen wichtigen internationalen Gruppenausstellungen der letzten 20 Jahre beteiligt war, gehört zu den wichtigsten Plastikern der Gegenwart.

Die Ausstellung "We'll not carry coals" im Kunsthaus Bregenz wird am Freitagabend mit einer spektakulären Aktion eröffnet. West wird eine rote Ducati seines befreundeten Sammlers Mick Flick bei laufendem Motor in ein Fangomoorbad tauchen - ein ironischer Kommentar zu einer Aktion von Otto Mühl und Hermann Nitsch. Das Motorrad wird in der Austtellung bis zum 14. September zu sehen sein.



Franz West über seine geplante Moorbad-Aktion

"We'll not carry coals", 2000 / ©Bild: Gagosian Gallery

"Passstücke" wie Prothesen

Aktuelle Werke kombinierte West in dieser Schau mit frühen Werken aus den 60er und 70er Jahren. Neben den "Passstücken", die wie Prothesen wirken und als Stützen oder Hüllen an den Körper angelegt werden, umfassen Wests Werkgruppen Reliefs, Collagen, Übermalungen, einzelne oder in Gruppen zusammengefasste Skulpturen, Möbel oder Möbelgruppen und Environments, die alle Werkformen zusammenfügen und Video-Tapes sowie Raumgestaltungen mit einbeziehen.

60 Stühle laden den Besucher des Bregenzer Kunsthauses im Foyer zum Verweilen ein. Als Modell diente ein Baumstumpf, den West durch Material- und Farbwahl stark verfremdet hat.

"Haini", 2003 / ©Bild: Robert Rubak

Ausstellung auf vier Ebenen

Im Kunsthaus Bregenz werden in der umfassenden Schau ausgewählte Werke seines Schaffens und neue Werkgruppen gezeigt. Neben 70 Zeichnungen, Gouachen, Collagen, Plakatentwürfen und Zeitungsübermalungen aus den 70er Jahren bis heute, zeigt die Ausstellung auf vier Ebenen, neben zahlreichen Skulpturen und frühen "Passstücken", Wests bevorzugtes Medium der letzten Jahre: Möbelstücke.

"Sisyphos IX", 2002 / ©Bild: Robert Rubak

Sie sind in Ensembles arrangiert und werden zu begeh- und benutzbaren Environments. Erstmals in Europa zu sehen sind Werke aus der großformatigen Skulpturengruppe "Sisyphos" (2002). Den Platz vor dem Kunsthaus bespielt West mit der monumentalen Außenskulptur "Centripetale" (2001).

Ironische Titelgebung

Bekannt ist West auch für seine ironischen und wortspielerischen Titel. Seine aktuelle Ausstellung trägt in Anspielung an die aktuelle Festwochen-Produktion der "West Side Story", die wiederum auf "Romeo und Julia" zurückgeht, den Titel "We'll not carry coals". "Das ist einer der ersten Sätze von Romeo und Julia", so West. "Das haben wir dann als Titel genommen, das heißt, dass man sich nicht belasten wollte damit. 'West Side Story' - ich will jetzt keine Qualitätsurteile abgeben - aber das ist nicht unbedingt das, was ich mir zu Hause anhöre, wenn ich mich entspannen will."

Neue Programmschiene

Mit Franz West startet gleichzeitig die neue Programmschiene des Kunsthaus Bregenz: KUB-Arena. Der Begriff Arena geht auf den Titel einer Werkfolge von Joseph Beuys (1971) zurück.

Im Rahmen dieses neuen Forums der Kunstvermittlung realisiert Franz West im KUB-Foyer ein Ensemble aus 60 Stühlen mit dem Titel "Hainis". Das Modell für die Objekte lieferte ein Baumstumpf, der vom Künstler in Stuhlform gebracht wurde.

Radio &sterreich 1