Das Verhältnis von Kunst und Theorie | |
Lebende Menschen hinter Glas zu sehen, daran haben wir uns noch nicht gewöhnt. Das ruft noch immer Unbehagen hervor.
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Peter Greenaway zeigte vor einigen Jahren
in seiner Zusammenstellung "100 Objects to Represent the World" zwei
unbekleidete Menschen, Mann und Frau an sich, Adam und Eva. Ihre Nacktheit
verschärfte noch ihr Bloßgestelltsein. Die Mehrzahl der Besucherreaktionen
schwankte zwischen irritiertem Vorbeihuschen und verstohlenen Blicken aus
der Distanz. Nur wenige verfielen in betont lässiges, jeden Anflug von
Prüderie von sich weisendes Betrachten. Kuratoren als Exponate "dis-positiv" stellt einmal jene in die Vitrine, die sonst bestimmen,
was in diese hinein kommt. Hier sind jene Personen öffentlich gemacht, die
durch ihr Urteil und ihre Auswahl festsetzen, was ausstellenswert, was
Kunst ist. Kunst.Theorie Glasnost im Kunstbetrieb sozusagen. Aber das greift zu kurz. Es ist
mehr als eine Umkehrung der Blickrichtung, mehr als ein Verweis auf
Machtstrukturen des Kunstbetriebs. Die ausgestellten cultural workers -
Dieter Bogner, Gerald Matt, Burghart Schmidt, Lioba Reddeker oder Wolfgang
Zinggl stehen jeweils für bestimmte Formen der Auseinandersetzung im
Kunstgeschehen. Auseinandersetzungen, die die Kunstproduktion
beeinflussen.
Mögliche Antworten werden die lebenden Ausstellungsexponate geben, aber
- erwartungsgemäß - auch geschriebene Texte (die man auf der Homepage von
dis-positiv nachlesen kann). Hier nehmen die gezeigten
Kuratoren und Theoretiker, aber auch Künstler Stellung. Der Musiker Didi
Bruckmayr verfasste eine pointierte Polemik zur vielbeschworenen
Professionalisierung im Kulturbetrieb. Eva Blimlinger listet in einem
amüsanten Begriffslexikon auf, woher sich die wichtigsten Modeausdrücke
des Kunstbetriebs wie Diskurs, Kurator und Dispositiv ableiten lassen.
Eigene Deutungen kann man im chat-room der Website deponieren. Der
"Diskurs" ist eröffnet. Tipp: Ausstellung: "dis-positiv. Zur Produktivität von Kunst und Diskurs". 3.
bis 8. Mai 2000. Eröffnung: 2. Mai 2000, 18.30 Uhr, Semperdepot,
Lehargasse 6, 1060 Wien. In jeweils lokal adaptierter Form wird "dis-positiv" auch in Berlin und
nochmals in Österreich zu sehen sein. | ||||
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