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Mediennetzwerke als Alternative |
Die Demokratisierung der Information wird im Projekt "Takeover
Systems, Connect Systems" diskutiert. |
Als während des Bosnien-Kriegs die Bomben
fielen, wurde auf dem internationalen Medienparkett die Schlacht um die
öffentliche Meinung geführt. Wie in Kriegszeiten üblich, war keiner der
beiden Kontrahenten um Propagandalügen, Dessinformation und falsches
Zahlenmaterial verlegen. Spätestens seit Vietnam weiß man, dass ohne die nötige Unterstützung
der Bevölkerung kein Krieg mehr zu gewinnen ist. Die Art, wie diese auf
eine militärische Auseinandersetzung vorbereitet wird, hängt von der
Struktur der Medienlandschaft und dem Demokratisierungsgrad der
Gesellschaft ab. Im Westen berichteten die internationalen Medienkonzerne
von den NATO-Pressekonferenzen, als ob es sich bei den Lagebeurteilungen
der Generäle um neutrale Stellungnahmen unbeteiligter Dritter handelte. In
Serbien wurden die Medien gleichgeschaltet. Durch die Verbindung des Internets mit der Freien Radioszene wird das
starre Sender-Empfänger-Schema aufgehoben. Als wichtigster
Informationslieferant abseits der Kriegspropaganda etablierte sich während
des Kosovo-Kriegs der Freie Sender Radio Free B-92, der seinen Sendebetrieb im
Internet weiter führte. Während des Krieges übernahmen zahlreiche freie Radiosender die
Nachrichten von Radio Free B-92 und schafften so eine Gegenöffentlichkeit
zur offiziellen Informationspolitik. Am Ende des NATO-Bombardements
zitierten auch immer mehr staatliche Medien die Berichte von Radio Free
B-92. Ähnliche Informationsstrukturen begleiten auch die
Anti-Globalisierungsbewegung. Treffen freier Radios Takeover
Systems, Connect Systems heißt ein Ars-Electronica-Projekt, bei dem
mehrere freie Radioverbände aus Deutschland, der Schweiz und Österreich
über einen gemeinsamen internationalen Programmaustausch diskutieren. Mit der Linzer Kunstuniversität haben der Linzer Freie Sender Radio FRO und der
neuseeländische Sender Radioqualia ein Konzept für einen
internationalen Kunst- und Kulturkanal erarbeitet. Basis für ein solches
Unternehmen ist die Etablierung und Verknüpfung von Audio-Datenbanken der
freien Radiosender. Diskutiert werden gemeinsame Formate, Softwarelösungen
und Kommunikationswege. Als Vorzeigeprojekt der freien Österreichischen
Radioszene wird Radio FRO 105,0 sein Know-how dem internationalen Meeting
zur Verfügung stellen. Bereits seit 1998 betreibt Radio FRO 105,0 täglich eine einstündige
Informationssendung mit dem Titel FROZINE. Mittlerweile werden mehr als
50% der Sendungsinhalte von anderen Freien Radiostationen übernommen.
Sämtliche Beiträge in den Programmaustauschpools stehen den anderen
Sendern gratis zur Verfügung. Radiosprecher kann jeder sein Programmmacher bei freien Radios mit offenem Zugang kann jeder werden.
Auf Werbung wird verzichtet. Diese würde, so die Ansicht der
Radiobetreiber, die Meinungs- und Programmvielfalt einschränken. Die
Freien Radios finanzieren sich aus freiwilligen Mitgliedsbeiträgen. Die
ersten "Listener sponsored"-Radios wurden 1949 in den USA gegründet. Mitte
der 80er Jahre wurden die ersten freien Radios in Deutschland etabliert.
Seit 1998 sind sie auch in Österreich on Air. Kritiker der Globalisierung Freie Radios, so sind die Initiatoren von "Takeover Systems, Connect
Systems" überzeugt, leisten in Verbindung mit dem Internet künftig einen
immer wichtigeren Beitrag zum Erhalt der freien Meinungsäußerung. Den
demokratiepolitischen Defiziten der EU und den Auswirkungen der
Globalisierung wollen die freien Radios durch überregionale Kooperationen
künftig verstärkt entgegentreten. Vorreiter einer solchen Entwicklung ist
das Web-Portal Indymedia, das durch die
Demonstrationen in Seattle bekannt geworden ist. Indymedia versteht sich
als Meinungs-, Diskussions- und Informationsplattform zu politisch
relevanten Themen. Indymedia Austria wurde während des
Weltwirtschaftsforumtreffens in Salzburg etabliert. Bei den Protesten in
Genua wurde ein Teil der Protestorganisation über diese Internetadresse
abgewickelt. Live von der Ars Neben den Diskussionsversanstaltungen können die Besucher von "Takeover
Systems, Connect Systems" auch das Studio von Radio FRO 105,0 besuchen und
mit den Programmacherinnen und Programmachern sprechen, um hinter die
Kulissen der medialen Vernetzung der Freien Radioszene zu blicken.
Publikumswirksam wird am Linzer Hauptplatz ein Informationsbus über die
Freie-Radio-Szene stehen. Damit die erarbeiteten Konzepte nicht nur
Theorie bleiben, wird Radio FRO 105,0 täglich live von der Ars Electronica
berichten. Die Sendungen werden dann selbstverständlich in den
internationalen Programmaustausch-Pool gestellt. | ||
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