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VB45 - eine Nachlese |
Von Susanne Rohringer.
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45 Frauen lockten Freitag Abend Massen
von ZuschauerInnen in die neue Kunsthalle im
Museumsquartier.
Den Modellen, im Übrigen keine professionellen Models, ist der
Blickkontakt untereinander und mit dem Publikum untersagt. Sie reden
nicht, sie schreien nicht. Die umgebenden Zuschauer bilden ein Oval, das
die im Block angeordneten Frauen hermetisch umschließt. Die strenge Optik
des Gesamtbildes hat ihr Pendant in der gleichmäßig bleichen Haut der
Körper. Die aufgetragene Schminke wirkt wie eine Wand, die keinerlei
Einblicke in die psychische Befindlichkeit der Frauen erlaubt.
Erst im Laufe der dreistündigen Performance lockert sich die starre
Gruppierung der Modelle etwas auf. Einige werden müde, legen sich nieder,
strecken ihre Beine aus und lagern in den verschiedensten Bewegungen am
Boden. Langsam verändert sich das Tableau vivant und zerfällt. Zur Schau gestellte Weiblichkeit Vanessa Beecroft ist mittlerweile zum Superstar der internationalen
Kunstszene avanciert. In ihren Performances, die in allen wichtigen
Häusern der USA, in Japan, in Australien und am europäischen Kontinent zu
sehen waren, geht es vor allem um die Interaktion zwischen Betrachter und
der zur Schau gestellten Weiblichkeit. Die Frauen dienen als Vexierspiegel
einer hochspezifischen Kunstsprache, die ihre Quellen in Werbung,
Comic-Heften und Illustriertenfotografie findet und sich auf Themen aus
der Problematik der Gentechnologie bezieht. Aber auch Aktmalerei und
Gruppenbilder der Renaissance hinterlassen ihre Spuren in den
Inszenierungen.
Beecroft: postfeministisch In einer Podiumsdiskussion im New Yorker Guggenheim Museum 1998
bezeichnet sich Beecroft als postfeministisch. Heißt dies, dass sie die
Errungenschaften der feministisch motivierten Kunst umkehrt oder
persifliert? Für Künstlerinnen ihrer Generation spielt die "Rückeroberung
des eigenen Körpers" keine wesentliche Rolle mehr. Beecroft steht zweifelsohne im Gegensatz zur feministischen
Performancekunst der 60er und 70er Jahre, wo es darum ging, das Weibliche
mit utopiebefrachteten Ambitionen zu rekonstruieren und auf lange Sicht
die Welt zu verändern. Beecroft ist weit davon entfernt, überzeugen zu
wollen, oder etwaige Botschaften zu vermitteln. Die mit der Darstellung
eines weiblichen Idealbildes verbundene Provokation, die früherer
weiblicher Performancekunst ein Gräuel war, ist in der postfeministischen
Performance der springende Punkt. Beecrofts Arbeit steht und fällt mit dem
äußeren Erscheinungsbild, den Frauenkörpern. Die Visualität des
Ereignisses ist das Entscheidende, nicht seine Textualität. Das Beecroft-Team Beecrofts reist mit einer Truppe von ProfessionistInnen, die
ModeberaterIn, LichtdesignerIn, VisagistIn, FotografIn und
AufnahmeleiterIn umfasst, die alle für einen reibungslosen Ablauf der
Shows verantwortlich sind. Die Performances werden vor Ort auf Video
gefilmt und fotografiert. Die Galerie Meyer
Kainer zeigt bis auf weiteres Filme und Standfotos aus Performances in
Leipzig und aus dem Guggenheim Museum sowie den Film von der am 16.2.
stattgefundenen Performance in der Kunsthalle. | ||||||||
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