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Nitsch-Schüttbild als "Schnäppchen"

18.06.2011 | 18:08 | von BARBARA PETSCH (Die Presse)

Arnulf Rainer, Gottfried Helnwein, Josef Hofmann und eine ganze Kubin-Sammlung kommen beim Wiener Auktionshaus "Im Kinsky" unter den Hammer. Die "Art Basel" lässt die Kunstmarkt-Krise vergessen.

Bis zum heutigen Sonntag läuft die Art Basel, die Kunstmarkt-Krise scheint vergessen. „Eine tolle Messe. Die Händler schienen alle sehr zufrieden“, berichtet Petra Schäpers, Leiterin der Dorotheum-Filiale in Düsseldorf. Wer auf der Biennale von Venedig präsent ist, darf auf Preissprünge in Basel hoffen: „Noch nie sah ich so viele Arbeiten von Markus Schinwald.“ Der gebürtige Salzburger vertritt heuer Österreich in Venedig. Immer neuere, jüngere Kunst wird immer schneller durch die Ausstellungs- und Vertriebskanäle geschleust, zeitgenössische Kunst ist als Wertanlage gefragt, bei Klassischer Moderne sind immer noch Preissteigerungen drin, beobachtet Schäpers.

Auch das Dorotheum selbst hat Grund zur Freude. Letzte Woche berichtete es von der besten Frühjahrssaison seiner Geschichte.


Beyeler, Leopold in London. Kommende Woche treffen zwei verstorbene Sammler sozusagen posthum zusammen: Dienstag, Mittwoch werden bei Christie's London die Bestände der Galerie Ernst Beyelers (1921–2010) versteigert. Am Mittwoch kommt bei Sotheby's London Schieles „Häuser mit bunter Wäsche“ unter den Hammer; die Leopold-Stiftung verkauft das Bild, um den „Wally“-Vergleich zu finanzieren. Das Gemälde ziert den Katalog-Cover, ein neuer Schiele-Rekord wird erhofft (Schätzpreis: 24-33 Mio. €).


Klassische Moderne, Jugendstil. Eine attraktive Kubin-Sammlung wird Montag beim Wiener Auktionshaus „Im Kinsky“ angeboten: 200 illustrierte Bücher und Zeichnungen hat der Rechtsanwalt Otto Paulick zusammengetragen. „Das ist etwas ganz Besonderes, die Werke sind günstig geschätzt“, sagt der neue „Im Kinsky“-Chef Nikolaus Schauerhuber: „Wir haben viele Anfragen.“ Er empfiehlt z. B. „Indianer“ (Tusche, aquarelliert auf Papier, Schätzpreis 4000–8000 €). Weiters aus dem Bereich „Klassische Moderne“: Alfons Walde „Sommer in Tirol“ (Öl auf Karton, 80.000–150.000 €), Jawlenskys „Stillleben mit Katze und Pinseltopf“ (um 1915, 35.000–70.000 €) sowie von Otto Dix das Gemälde „Steinbruch in den Vogesen“ (1945, 50.000–80.000 €).

Aus der Zeitgenossen-Auktion (am gleichen Tag wie Klassische Moderne, 21. Juni) empfiehlt der ehemalige Im-Kinsky-Geschäftsführer Otto Hans Ressler, nunmehr zuständig für Zeitgenossen: „Filippo Brunelleschi“, von Arnulf Rainer übermalt (Gipsbüste, 1977, 50.000–80.000 €), „Gretel-Pastetel“ von Gottfried Helnwein (10.000–20.000 €) und „Große Liegende“ von Wotruba (1951, 100.000–180.000 €). „Die Skulptur des berühmten Architekten und Bildhauers Brunelleschi aus dem 15. Jahrhundert ist die einzige, die Rainer übermalt hat. Für Wotruba würden wir uns mehr Aufmerksamkeit wünschen. Bei Helnwein ist die Fantasie nach oben offen, er hat weltweit sein Publikum – und es ist ein besonders aktuelles und schreckliches Bild“, erläutert Ressler. „Ganz toll ist der Nitsch. Die Kreuzwegstation würde in einer Galerie nicht 36.000, sondern 136.000 € kosten. Das ist wirklich ein Schnäppchen!“ Relative Geheimtipps: Padhi Frieberger („Kunst kann nicht durch hübsch ersetzt werden“, Collage, 3500–6000 €), das MAK präsentierte ihn 2007/2008 in seiner Reihe „Im Fokus“; Hans Mlenek („Aura“, 1984, 5000–10.000 €) sowie Norbertine Bresslern-Roth (1891–1978); die expressiven Tier-Darstellungen der gebürtigen Grazerin erfreuen sich zunehmender Beliebtheit („Stilles Wasser“, 15.000–25.000 €).

In der Kinsky-Jugendstil-Auktion (22. 6.) sind wieder einige Objekte aus der Sammlung Leopold II. Das Prunkstück aber ist eine Hängelampe von Josef Hoffmann (50.000–100.000 €).


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