Wien - Eine Steigerung der Besucherzahlen im Jahr 2009, ein deutliches Mehr an Ausstellungsprojekten im laufenden Jahr 2010 und zahlreiche Großprojekte zum 150-Jahr-Jubiläum 2011 präsentierten am Donnerstag, Joachim Lothar Gartner, Präsident der Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs, und Peter Bogner, Direktor des Künstlerhauses. "Die Kunst ist der Motor der Gesellschaft, die Künstler das Benzin und das Künstlerhaus eine Kulturmaschine mit Strahlkraft", so formulierte es Bogner, der das Künstlerhaus als "das österreichische Pompidou" sieht. Mit 54 Ausstellungsprojekten widme man sich 2010 einem weit gesteckten Medienschwerpunkt.
Den Auftakt im Haupthaus bildet nach der Wien Museum-Schau "Kampf um die Stadt" (bis 28.3.) die Ausstellung "multiple matters. Grafische Konzepte" (7.5. bis 13.6.), die im Rahmen der Kooperation "International Print Network Krakow - Oldenburg - Wien" Arbeiten von rund 200 internationalen Künstlern "im Spannungsfeld traditioneller, experimenteller und digitaler Mediensysteme" beleuchtet. Der Jahresausstellung der Universität für Angewandte Kunst (24.6. bis 18.7.) folgt die Schau "Space Inventions. Der künstliche Raum" (6.8. bis 19.9.), die sich historisch mit der "Geburt der Medienkunst" vor 40 Jahren auseinandersetzen wird.
In der ersten Vereinsausstellung seit dem Jahr 2002 präsentiert "Fresh. Neuaufnahmen k/haus" mehr als hundert in den vergangenen Jahren hinzugekommene Künstler (6. bis 29.8.), bevor das Medienkunstfestival "paraflows 2010" von 10.9. bis 10.10. im Künstlerhaus gastiert. Weiters geplant sind Ausstellungen von Jakob Gasteiger (16. bis 31.10.), das Kunstmarkt-Projekt "ARTmArt" (18. bis 22.11.) und "(re)designing nature. Aktuelle Positionen der Gestaltung von Natur in der bildenden Kunst und Landschaftsarchitektur" (ab 26.11). "Eyes On - Monat der Fotografie" heißt es von 29.10. bis 12.12.
Vielfach bespielt wird auch die k/haus Galerie, die Passagegalerie und der k/haus Salon. Für 2011 plant das Künstlerhaus mehrere Großausstellungen zu den Themen Urbanität, Identität und Kapitalismus sowie eine Aufarbeitung des umfangreichen Archivs mit mehreren Publikationen. Auch für das Künstlerhaus Kino gibt es Renovierungspläne, allen voran steht die Umrüstung auf digitale Projektion.
Weiter für Einzug der Kunsthalle
Geht es nach dem Künstlerhaus, ist eine Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Wien, mit der man das Haus am Karlsplatz nach der geplanten Renovierung bespielen will, nach wie vor sehr willkommen. "Unangefochten" vertrat Gartner bei der Pressekonferenz seine Position, für das Künstlerhaus einen Partner zu finden. Die Verhandlungen mit Kunsthallen-Direktor Gerald Matt seien weiterhin im Gange, assistierte Beppo Mauhart, Präsident der WirtschaftsInitiative Neues Künstlerhaus (WINK). "Das MUMOK braucht mehr Platz", so Mauhart, die Erweiterung auf die Räumlichkeiten der Kunsthalle seien eine vielfach angestrebte Lösung.
Eine Zusammenführung des Künstlerhauses mit der Kunsthalle Wien würde allerdings eine "grundlegende Renovierung" erfordern. Für diese will Mauhart auch aus Gründen der "Logik" auf jenen Architekturwettbewerb zurückgreifen, den die Architekten Jabornegg und Palffy bereits im Jahr 1999 für sich entschieden hatten. Die beginnende und später wieder abgebrochene Umsetzung habe bereits damals zehn Mio. Schilling (rund 730.000 Euro) verschlungen. Daran anzuknüpfen, wäre "für alle eine gute Lösung". Die Gespräche mit Matt, der Stadt Wien und Bundesministerin Schmied seien im Laufen, als Zeithorizont wünschte sich Mauhart vorsichtig eine Entscheidung vor dem 150-Jahr-Jubiläum der Gesellschaft im Jahr 2011.
Voraussetzung sei, dass beide Häuser "unabhängig voneinander agieren können müssen", so Mauhart. Für Gartner, der erst jüngst nach seiner Abwahl im November wiedergewählt wurde, müsse das künftige Konzept für beide Seiten "positiv und nicht nur akzeptabel" sein. Man wolle sich "nach der Renovierung ja noch in die Augen schauen können". Die derzeitige Fläche von 2.000 Quadratmetern könne durch die Renovierung und den unterirdischen Ausbau verdoppelt werden, Voraussetzung für ihn seien ein "zusammengehörendes repräsentatives Raumkonzept, die Tatsache, dass wir weiterhin Eigentümer des Hauses sind und die Möglichkeit, das Haus auf eine wirtschaftliche Basis zu stellen".
Matt: Umzug bloß "schöner Wunsch"
Als "schönen Wunsch" des Künstlerhauses bezeichnete der Kunsthallen-Direktor in einer Reaktion diese Pläne: "Es freut mich, dass sie so viel Interesse zeigen", so Matt, "aber Faktum ist, dass es zur Zeit keine Verhandlungen gibt". Bisher seien weder Raumprogramme noch Kostenschätzungen an ihn herangetragen worden. Die Kunsthalle sei im Museumsquartier "hervorragend positioniert und funktioniert auch gut", sagte Matt. "Bevor es nicht wirklich tolle Angebote gibt, braucht man nicht nachzudenken", im Moment bestehe kein Handlungsbedarf. "Wir haben kein Problem mit dem Museumsquartier. Das Künstlerhaus hat Probleme und glaubt, sie mit uns lösen zu können." (APA)
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