Bodenlos scheint das Thema, über das Wort "bodenlos" -
mit Schablonen und Schwefelpulver quer über das Trottoir geschrieben -
betritt man auch die neue Ausstellung im Wiener Künstlerhaus und trägt so
den Geruch des Teufels an seinen Schuhsohlen mit in die Hallen.
Hoffentlich bringt das in diesem Falle Glück, denn das Erdgeschoß des
Hauses ist eine geschäftige Baustelle. Da wird geschraubt, gebohrt,
gestapelt, - und das soll sich die kommenden zwei Monate auch nicht
ändern. Denn "Mega: Manifeste der Anmaßung" soll die gewohnte Form einer
Kunst-Präsentation sprengen.
Hier pulsiert ein Mittelding zwischen Ausstellung und
Symposium, sorgt bei Besuchern für babylonische Verwirrung, aus der doch
Fruchtbares entstehen kann.
Eine unüberblickbare Schar von 70 Architekten und
Künstlern aus Österreich und besonders den benachbarten
EU-Beitrittsländern tobt sich hier über die sonst so engen Grenzen ihrer
Disziplin hinaus aus - schafft so genannte experimentelle Architektur.
Jeder bekam eine kleine Parzelle zugeteilt, für deren
Bespielung die fünf Kuratoren unter Führung des Kunstpublizisten Jan Tabor
nur ein Wort als thematische Vorgabe stellten: mega - groß, mächtig. Unter
den Teilnehmern finden sich bekannte Namen wie Jabornegg & Pálffy,
Brigitte Kowanz sowie junge (nullmaschine) und aufstrebende (awg).
Erster Schritt für die Eingeladenen war die Erstellung
eines "Manifests". Mit bunten Plakaten füllen sie die Wände, die Ideen
sollen mit der Zeit innerhalb des begrenzten Raumes plastisch verwirklicht
werden. Zur jeweiligen Präsentation der fertigen Kreationen soll dann
diskutiert sowie ein Gegenspieler - vom Rechtsanwalt, Psychiater
über den Gastronomen bis zum Jesuiten-Pater - eingeladen werden.
Bereits fertig sind zwei Arbeiten im Außenraum. Awg -
Alles wird gut hat vor dem Künstlerhaus einen öffentlich benützbaren
Waschsalon aufgebaut, am 1. Mai wird hier eine Schaumparty
veranstaltet. Mega heißt hier eben auch Spaß. Splitterwerk
verspricht auf einer großen Bautafel neben dem Eingang gerade die
Stadt Wien zu errichten und dankt den Sponsoren - im Sinne des
Ausstellungstitels: eine Anmaßung.
Ein kräftiges Lebenszeichen ist die Spannung verheißende
"Mega"-Schau in jedem Fall. Für die Architekturszene sowie für das
Künstlerhaus. Handelt es sich bei diesem doch, nach einer siebenmonatigen
Pause, wieder um eine Eigenproduktion.
Bis 2. Juni. Täglich von 10 bis 18 Uhr, Do. bis 21
Uhr, Fr. bis 20 Uhr.
www.mega-architektur.at
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