Dem Cyberfeminismus auf der Spur | |
"Female Takeover" - das heißt in Linz Workshops, Diskussionen und
Genderproblematik. |
"Wer den Raum PROCEXX in Xxero MOO betritt, sieht ihn mit weißem,
gleißenden Licht durchflutet. Das Lichtspiel entwirft bizarre Schatten.
Ein Ort an dem die Wahrnehmung eine Pause machen kann."
Im Rahmen der Projektreihe "Female Takeover-ff" bei der Ars Electronica
werden textbasierte virtuelle Realitäten im Projekt Xxero eröffnet. Die doppelten XX stehen
für das weibliche Chromosomenpaar. Schiffsmetapher Xxero wird von den Projektinitatorinnen als Schiff im Cyberspace
verstanden, mit dem man quer durch das World-Wide-Web Frauennetzwerke
etabliert und bei Bedarf an diverse Festivals andockt. Diesmal bei der Ars
Electronica und zwar mit der Retro-Technologie MOO. MOO ist ein
ausschließlich auf Texten basierender Vorläufer des Internets und stammt
aus den frühen 70er Jahren. Das Programm hat ein Naheverhältnis zur Literatur und fordert von den
Userinnen und Usern vor allem Kreativität. Durch das Fehlen von
Computeranimationen entwickelt jeder, ähnlich dem Lesen eines Buches,
seine eigne Virtual Reality. MOO wird von den Projektbetreiberinnen
deshalb auch als Entgrenzung der programmierten Webfantasien gesehen. Frauennetzwerk Heimathafen des Xxero-Schiffes ist die von Berlin ausgehende und von
den beiden Protagonistinnen Katy Huffman und Diana McCarty gegründete
Mailinglist FACES. Das Frauennetzwerk beschäftigt sich mit dem Stellenwert
der Frau im politischem, künstlerischen, medialen und technologischen
Umfeld. Den internationalen Projektinitiatorinnen geht es bei der Ars
Electronica um einen Gegenpol zur Lifestyle-Webrealität der Gegenwart.
Innerhalb des Linzer Festivals sehen sie sich auch in Opposition zu
anderen Projekten, wie zum Beispiel zur electrolobby,
die den Initiatorinnen zu sehr in Richtung E-Commerce und New-Econnomy
abtriftet. Web and Gender Während der Ars Electronioca werden Vertreterinnen von Xxero auch
Workshops für Frauen in den neuen Kommunikationstechnologien anbieten. Die
Möglichkeit sich in Chatrooms zu positionieren, die eigene Identität und
das Geschlecht zu wechseln, sind für Uschi Reiter, Mitbegründerin von
Xxero, die Verlängerung der Genderthematik in den virtuellen Raum. Frauen
sollen nicht nur Userinnen sein, das ist das erklärte Ziel von FACES. Vor
diesem Hintergrund kritisiert Uschi Reiter auch das diesjährige
Ars-Logo.
Im Zentrum steht eine junge Frau, die mit erhobener Hand triumphierend
einen Labtop vor sich her trägt. "Statt der Tricolore, wie beim Bild von
Eugène Delacroix 'Die Freiheit führt das Volk', trägt eine Frau den Labtop
voran, aber das ist ein Modell dem nach zwei Stunden der Strom
ausgeht." Die dritte Generation "Female Takeover - ff" ist ein von Ars Electronica, Kunstraum Goethestrasse und dem
Frauennetzwerk FAKULTÄT (Frauen aus Kultur und anderen Tätigkeiten)
initierten Projekt. Diskutiert werden Netzwerkstrategien von drei
verschiedenen Frauengenerationen. Die ersten Cyberfeministinnen
kritisierten noch die patriarchale Hegemonie in Politik, Kunst,
Wissenschaft und Wirtschaft. Für die Generation f (f = female), der jüngsten Generation im
World-Wide-Web, sind die Errungenschaften der Frauenbewegung der 70er und
80er Jahre bereits Teil der Alltagskultur. Nur noch 30 Prozent der Frauen
würden sich heute als Feministinnen bezeichnen. Die Unterschiede werden am
Mittwoch, dem 5. September 2001, ab 15.30 Uhr im "Takeover-Campus" in der
Kunstaktivität Linz diskutiert. Die Installationen von "Female Takeover -
ff" sind während der Ars Electronica ebenfalls in der Linzer
Kunstuniversität. | ||||||