Sigmar Polke vor einem seiner Werke. Der deutsche Maler ist 69-jährig gestorben.
Köln - Der Maler und Grafiker Sigmar Polke ist tot. Polke ist in der Nacht zum Freitag in seinem Haus in Köln gestorben. Er wurde 69 Jahre alt. 1941 im niederschlesischen Oels geboren, kam er durch die Flucht seiner Familie 1945 zunächst nach Thüringen, 1953 nach West-Berlin und dann schließlich nach Düsseldorf.
Seine erste Ausstellung hatte er gemeinsam mit Manfred Kuttner und Konrad Lueg in der Düsseldorfer Kaiserstraße 31A. Eine potente Kombination: Aus Konrad Lueg wurde mit der Zeit unter seinem eigentlichen Namen Konrad Fischer, einer der einflussreichsten Galeristen für Minimal Art und Konzeptkunst mit Positionen wie Sol LeWitt, Bruce Nauman, Carl Andre, Richard Long, Lawrence Weiner, Hamish Fulton und Hanne Darboven.
Kapitalistischer Realismus
Aus dem Maler Sigmar Polke wurde einer der wichtigsten Künstler der Nachkriegszeit. Kennengelernt hatten die beiden einander an der Kunstakademie Düsseldorf, wo sie zusammen mit Gerhard Richter bei Bruno Goller und Karl-Otto Götz studierten. Zu dritt "erfanden" sie als Reaktion auf den im ehemaligen Ostblock verordneten Sozialistischen Realismus den Kapitalistischen Realismus, eine kritisch-ironische Betrachtung des konsumorientierten Westens ebenso wie der Moderne und der Sujets der amerikanischen Pop-Artisten.
Witz und Ironie manifestierten sich früh in Polkes Werk. Er zeichnete mit Kugelschreiber banale Werbesujets auf billiges Papier, überhöhte alltägliche Produkte wie Reis, Würste oder Socken auf Monumentalgemälden. In hunderten Zeichnungen lieferte er in den frühen 1960er-Jahren sarkastische Kommentare auf die bürgerliche Wohlstandsgesellschaft und deren politische Ideale.
Dem Kunstbetriebssystem und den vor allem mit der Arbeit am eigenen Mythos beschäftigten Künstlerhelden seiner Generation antwortet er 1969 mit dem Bild: Höhere Wesen befahlen: Rechte obere Ecke schwarz malen!
Parallel dazu begann er mit der Arbeit an Streifen-und Rasterbildern und verwendet kitschige Dekorstoffe als Bildträger, etwa bei den Gemälden Dürer Hase oder Carl Andre in Delft (beide 1968). In den Rasterbildern, die zwischen 1963 und 1969 entstanden sind, hat Polke nicht bloß den Druckraster vergrößert, um die Bilder der Printmedien dadurch in der Nahsicht als Ansammlung scheinbar willkürlich gesetzter Punkte erscheinen zu lassen.
Transparentes Flimmern
Er hat - im Gegensatz zu Roy Lichtenstein - "seine Raster" in einem komplexen Verfahren manuell übertragen und in mehreren Schichten übereinandergelagert. Daraus ergab sich das so typische transparente Flimmern, das Raum schafft und den Bildern Tiefe gibt.
Sigmar Polke war 1972 Teilnehmer der Documenta 5 in Kassel in der Abteilung "Individuelle Mythologien" . Auch auf der Documenta 6 (1977) und der Documenta 7 im Jahr (1982) war er vertreten.
1982 beteiligte er sich an der Berliner "Zeitgeist" -Schau im Gropius-Bau. Im selben Jahr erhielt er den Will-Grohmann-Preis. 1984 war er bei "Von hier aus - Zwei Monate neue deutsche Kunst" in Düsseldorf vertreten. Zwei Jahre später wurde er mit dem Großen Preis für Malerei (Goldener Löwe) auf der XLII. Biennale di Venezia ausgezeichnet.
Im Jahr 2000 erhielt er den Kaiserring der Stadt Goslar, 2002 den Cologne-Fine-Art-Preis und den Praemium Imperiale Award (Tokyo), 2010 den Schweizer Roswitha-Haftmann-Preis für sein Gesamtwerk.
2007 widmete das Wiener Mumok Sigmar Polke eine große Retrospektive mit Arbeiten aus den renommierten Sammlungen von Frieder Burda, Josef Froehlich und Reiner Speck. Es war dies die erste umfassende Präsentation von Polkes Werk in Österreich.
Sigmar Polke starb in der Nacht vom 10. auf den 11. Juni nach langem Krebsleiden. (Markus Mittringer, DER STANDARD/Printausgabe, 12./13.06.2010)
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Einmal eine Raucherfrage: Warum lebt der deutsch Ex-Kanzler H. Schmidt noch immer? Natürlich hat der Maler mit extrem toxischen Gift hantiert. Nehmen Sie einmal ganz ordinäre Wasserfarben. Sind angeblich für Kinder völlig harmlos. Bei manchen ist eine unerklärliche Hautrötung und ein allergischer Juckreiz die Folge. Was die Erzeuger natürlich immer weit von sich weisen werden. Auch der Dali wurde glücklicherweise ziemlich alt. Nur unser Leherb hat (leider!!!!!) ziemlich früh ins Gras gebissen. Damit will ich sagen, solche Vergleiche sind völlig unhaltbar.
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