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Kunstberichte

Generös gegen den Strom

Das Wiener Mumok zeigt die Schenkung von Dieter und Gertraud Bogner
Illustration
- Geschenkt! Josef Mikls Werk „Konstruktionen“ aus den 50er-Jahren, nun ebenfalls im Mumok.  Foto: Schachinger

Geschenkt! Josef Mikls Werk „Konstruktionen“ aus den 50er-Jahren, nun ebenfalls im Mumok. Foto: Schachinger

Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

Dieter Bogner ist Kunsthistoriker und Sammler. Gemeinsam mit seiner Frau Gertraud hat er in Wien und auf Schloss Buchberg am Kamp ein Ensemble von Kunstwerken und Installationen aus wissenschaftlicher Beschäftigung, vielen Symposien und direkten Beziehungen zu den Künstlern wachsen lassen. Da es vom konstruktiven Anteil Österreichs an der abstrakten Moderne ausgeht, lief es ehedem gegen den Strom.

Die Vorliebe für Strukturelles und Konzeptuelles verbindet sich auch mit der ersten Wiener Schule der Kunstgeschichte, die Bogner der Radikalität Piet Mondrians gegenüberstellt. Also kommen neben Kunstwerken auch Archivalien wie Bücher, Konzepte und Modelle nun dem Mumok zugute.

Auf drei Ebenen zeigt das moderne Museum diese Ergänzung zum eigenen Bestand, die von Direktor Edelbert Köb und Eva Badura-Triska ausgewählt werden konnte – ohne Bindung an den Direktor und als Geschenk, nicht als Dauerleihgabe. Zur klassischen Moderne kommt ein wesentliches Konvolut um den auch in Wien tätigen Bauhäusler Johannes Itten und den Zwölftonerfinder Josef Matthias Hauer auf Ebene 8 in einem Seitenraum.

Weiters ist zur Wiener Gruppe in der ersten Untergeschoß-Ebene von Marc Adrian, dem frühen konstruktiv-konkreten Vertreter in der Galerie nächst St. Stephan, der mit Helga Philipp auch die Op-Art in Österreich begründete, Einiges angefügt worden.

Nach Qualität sammeln

Auf Ebene 7 schließlich werden etwa fünfunddreißig Arbeiten präsentiert, die auch beweisen, dass die Bogners sympathischerweise nicht nach großen Namen sammeln, sondern immer nur nach Qualitätskriterien. Die Malerei der kürzlich verstorbenen Wienerin Hildegard Joos ist dafür ein besonderes Beispiel.

Langsam hat sich mit François Morellet oder Dan Graham die Auswahl über die ursprünglichen "exakten Tendenzen" hinaus erweitert und endet natürlich erst in der Gegenwart mit Heimo Zobernig und Dorit Margreiter. Namen wie Georg Jung oder Maria Cyrenius sind neu zu entdecken, Hans Fruhmann und Stanislav Kolibal mit besonderen Werken vertreten.

Selbstloser Akt

Von den insgesamt hundert Exponaten aus allen Gattungen, dazu dreihundert Grafiken und Archivalien kann natürlich nur ein kleiner Teil neben den laufenden Ausstellungen gezeigt werden, die Bogners werden das Haus weiter unterstützen. Den Schenkungsverträgen mit Auflagen will das Paar mit diesem Akt eine neue Kultur selbstloser Übergabe entgegensetzen, nur veräußern darf der Staat die Exponate nicht.

Ohne Wenn und Aber

Die Schenkung Dieter

und Gertraud Bogner

bis 7. Oktober

Symposium am 5. Oktober

ab 15.30 Uhr

Mumuok

Wichtige Gegenströme.

Dienstag, 25. September 2007


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