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10.04.2002 - Ausstellung
Unter schwarzen Wolken
Schwarz/weiß ist das auf "Kontrast, Reduktion, Konzentration" ausgerichtete Thema einer Ausstellung in der Wiener Galerie "Museum auf Abruf".
VON KRISTIAN SOTRIFFER


"Verzicht auf Farbe", heißt es im Katalog. Aber sind Schwarz und Weiß nicht auch Farben mit einem enormen Reichtum an Facetten? In seiner berühmten, Ende der vierziger Jahre entstandenen Studie spricht Max Raphael jedenfalls über "Die Farbe Schwarz". Eine ambitionierte Ausstellung des Grazer Landesmuseums vor vier Jahren hatte "Die Farben Schwarz" zum Anlaß einer entsprechenden Untersuchung genommen.

Die Grazer Ausstellung war kein großer Erfolg: Das Publikum liebt die Farbe der Anarchie, der Trauer, des Verschwindens nicht. Die Künstler neigen ihr dafür umso mehr zu, denn - so Arnulf Rainer, "The Black Hand of Vienna" 1961 unter dem Pseudonym Jaroslav Bukow - "man würde übrigens staunen, was sich sehr oft unter der schwarzen Wolke verbirgt". Derek Walcott sprach vom "schwarzen Regen", den "weißen Hügeln", den "strömenden schwarzen Locken der Wolken".

Arnulf Rainer befindet sich in der aus Beständen der Sammlung für Gegenwartskunst der Stadt Wien rekrutierten Ausstellung zwar nicht, auch der auf Schwarz spezialisierte Leo Zogmayer fehlt wie etwa Wolfgang Flatz, dem man demnächst in der Kremser Kunsthalle begegnen wird. Dennoch regt an, was aus einer Art "Selbstbeschränkung" heraus vorgeführt wird.

Der gegebene kleine Einblick lehrt das Schwarz im letzten Teil einer Trilogie sehen, der an diesem Ort Beispiele geometrischer Abstraktion und Monochromie vorangegangen waren. Schwarz und Weiß ("wie Tugend und Verbrechen", Max Beckmann) stellt Jakob Gasteiger in Form seiner geriffelten Tafeln einander gegenüber. Tone Fink legt "Weiße Spuren" auf das Dunkel.

Zu den dichteren Beispielen zählen Rudi Stanzels Quergestreiftes mit malerischen Effekten, Gerhard Jaschkes Schattenfiguren, Hannes Mleneks verflochtene "Initiation" oder Karl-Heinz Ströhles Blasengebilde "Blub". Kennzeichnend für Otto Zitkos Schwarzgänge ist ein Hinterglasbild mit aus Ruß gekratzten weißen Spuren. Eher untypisch ist Lore Heueremann vertreten, die den kalligraphisch bestimmten tänzerischen Figurenablauf liebt. Franz Grabmayr reduziert einen "Wurzelstock" auf seine graphische Wirkung, von der auch Ingrid Walds "Zebrasessel" bestimmt wird. Black is beautiful!

I., Makartg. 1, bis 15. 6., Di - Fr, 13 - 19, So 10 - 14 Uhr. In einem Begleitprogramm treten u. a. Gerhard Jaschke mit einer Querdurch-Lesung (16. 4.) und Gerhard Rühm mit Textrhythmen (4. 6.) auf.



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