"Verzicht auf Farbe", heißt es im Katalog. Aber sind
Schwarz und Weiß nicht auch Farben mit einem enormen Reichtum an Facetten?
In seiner berühmten, Ende der vierziger Jahre entstandenen Studie spricht
Max Raphael jedenfalls über "Die Farbe Schwarz". Eine ambitionierte
Ausstellung des Grazer Landesmuseums vor vier Jahren hatte "Die Farben
Schwarz" zum Anlaß einer entsprechenden Untersuchung genommen.
Die Grazer Ausstellung war kein großer Erfolg: Das
Publikum liebt die Farbe der Anarchie, der Trauer, des Verschwindens
nicht. Die Künstler neigen ihr dafür umso mehr zu, denn - so Arnulf
Rainer, "The Black Hand of Vienna" 1961 unter dem Pseudonym Jaroslav Bukow
- "man würde übrigens staunen, was sich sehr oft unter der schwarzen Wolke
verbirgt". Derek Walcott sprach vom "schwarzen Regen", den "weißen
Hügeln", den "strömenden schwarzen Locken der Wolken".
Arnulf Rainer befindet sich in der aus Beständen der
Sammlung für Gegenwartskunst der Stadt Wien rekrutierten Ausstellung zwar
nicht, auch der auf Schwarz spezialisierte Leo Zogmayer fehlt wie etwa
Wolfgang Flatz, dem man demnächst in der Kremser Kunsthalle begegnen wird.
Dennoch regt an, was aus einer Art "Selbstbeschränkung" heraus vorgeführt
wird.
Der gegebene kleine Einblick lehrt das Schwarz im letzten
Teil einer Trilogie sehen, der an diesem Ort Beispiele geometrischer
Abstraktion und Monochromie vorangegangen waren. Schwarz und Weiß ("wie
Tugend und Verbrechen", Max Beckmann) stellt Jakob Gasteiger in Form
seiner geriffelten Tafeln einander gegenüber. Tone Fink legt "Weiße
Spuren" auf das Dunkel.
Zu den dichteren Beispielen zählen Rudi Stanzels
Quergestreiftes mit malerischen Effekten, Gerhard Jaschkes
Schattenfiguren, Hannes Mleneks verflochtene "Initiation" oder Karl-Heinz
Ströhles Blasengebilde "Blub". Kennzeichnend für Otto Zitkos Schwarzgänge
ist ein Hinterglasbild mit aus Ruß gekratzten weißen Spuren. Eher
untypisch ist Lore Heueremann vertreten, die den kalligraphisch bestimmten
tänzerischen Figurenablauf liebt. Franz Grabmayr reduziert einen
"Wurzelstock" auf seine graphische Wirkung, von der auch Ingrid Walds
"Zebrasessel" bestimmt wird. Black is beautiful!
I., Makartg. 1, bis 15. 6., Di - Fr, 13 - 19,
So 10 - 14 Uhr. In einem Begleitprogramm treten u. a. Gerhard Jaschke
mit einer Querdurch-Lesung (16. 4.) und Gerhard Rühm mit Textrhythmen
(4. 6.) auf.
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