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28.10.2004 - Kultur&Medien / Ausstellung
GALERIE MEYER KAINER: LICHT - GALERIE HUBERT WINTER: LEIB - JOHANNES FABER GALERIE: LIEBE

kunstraum

Die konzeptuelle Malerei von Martina Steckholzer lässt an Visualisierungsprogramme für Architekten denken. Im Gegensatz zur Britin Sarah Morris arbeitet Steckholzer jedoch nicht mit dem Computer und bedient sich stärker einer malerischen Gestik. Die 1974 in Südtirol geborene Künstlerin führt durch Räume, von denen sie nur Details festhält. Steckholzer wandelt dabei geschickt an der Grenzlinie zwischen geometrischer Abstraktion und figurativer Darstellung. Die raffinierte Gemäldereihe "Messe" (je 6500 €) entwickelt als Serie eine filmisch anmutende Dramaturgie. Das ist kein Zufall: Als Ausgangspunkt verwendet die ehemalige Architektur-Studentin stets ein Video. Inhaltlich reizen Steckholzer Orte der Kulturpräsentation. War das bei früheren Gemälden ein ORF-Kulturstudio, ist es jetzt die Messehalle. In beiden Zyklen wird das Licht durch Motive großer Scheinwerfer angeknipst. (Bis 31. 10., Eschenbachg. 9, Wien 1)

GALERIE HUBERT WINTER: LEIB

US-Künstlerin Danica Phelps hat eine Fülle kleiner sympathischer Zeichnungen über die Wände der Galerie gestreut. Die oft mit einer Linie gezeichneten Alltäglichkeiten geben Einblick in Phelps' Leben und erweisen sich als äußerst körperbetont. Häufig sind die Hände der New Yorkerin zu sehen. Ihre eigene Figur hält sie in einer witzigen, disproportionalen Form fest, die an die Körperverzerrungen eines Francis Bacon denken lassen. Die Aura euphorischer Verliebtheit umgibt eine Serie von erotischen Arbeiten, bei denen die Künstlerin sich und ihre Freundin zeichnete. Phelps macht aber nicht nur ihr Liebesleben, sondern auch die Ökonomie ihrer Kunst transparent. Im unteren Teil der auf Sperrholzplatten kaschierten Zeichnungen wird jeder eingenommene und ausgegebene Dollar mittels Strichcode notiert. Wenn Phelps eine ihrer Arbeiten (von 25 bis 1500 €) verkauft, fertigt sie eine Kopie an, weist diese als nächste "Generation" aus und notiert darauf Name des Käufers und Preis. Wer sich in einem Kunstwerk verewigt wissen will, sollte zugreifen. (Bis 20. 11., Breite Gasse 17, Wien 7)

JOHANNES FABER GALERIE: LIEBE

Japan, Marokko, Senegal und Brasilien stellen nur einige der zahllosen Länder dar, in die Elliott Erwitt und Okky Offerhaus Anfang der 60er Jahre für Reportagen gereist sind. Während seiner gemeinsamen Arbeit hat sich das schöne Paar immer wieder selbst porträtiert und abbilden lassen. Dass Offerhaus erst während ihrer Beziehung mit Erwitt fotografieren lernte, lässt sich aus den Bildern nicht erkennen: Ihre gelungenen, mitunter sozialkritischen Aufnahmen halten den Fotos des Magnum-Reporters qualitativ stand und beschreiten - trotz Nähe zur Life-Fotografie - einen eigenen Weg. Die unterschiedlich langen Karrieren werden freilich in den Preisen deutlich: Während Erwitts humorvoller Schnappschuss eines zungezeigenden Soldaten 2800 € kostet, kommt die "Fantásia" mit marokkanischen Reitern von Offerhaus auf 400 €. (Bis 27. 11., Brahmsplatz 7, Wien 4) Nicole Scheyerer

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