Bregenz
(VN-ag) In einen weniger thematischen als vielmehr
konzeptionellen Diskurs verwickelt die Ausstellung "Das verwendete
Bild". Kuratiert von Ingo Springenschmid spannt die Schau im
Bregenzer Künstlerhaus mit fünf Künstlerpositionen einen so
eigenwilligen wie ausschnitthaften Bogen über ein Thema, das mehr
offen lässt als definiert.
So geht es nicht um ein Bild, wie es der Titel
vielleicht suggeriert, als um viele Bilder, um konkrete Bilder, um
den Dialog zwischen Bildern, als auch um die Bilder, wie sie ein
Medium wie die Malerei vermittelt. Ausgespart in diesem weitläufigen
Panorama wurden weibliche Positionen.
Wo das Bild wie ein Möbelstück verwendet wird und man sich diesem
in einem Polstermöbel sitzend wie daheim in der guten Stube nähern
kann, verliert sich auch etwas von der Distanz. Dies nutzt der
Berliner Künstler Anton Henning (geboren 1964) für seine
Eins-zu-Eins-Räume die als Interieurs real im Raum und auch im
(gemalten) Bildraum existieren. Ein Doppel-Effekt, der sich in
anderer Form auch in der Installation "Doppelpass" von Thomas Eller
(Jahrgang 1964) findet. In New York lebend, organisiert dieser ein
Zusammentreffen mit seinem Bregenzer Namensvetter, dem
Fussballspieler Thomas Eller.
Die schönsten Szenen aus Eller gegen Eller, Rot gegen eine
Übermacht in Weiß, inszeniert auf grünem Kunstrasen im Dachgeschoss
ist nicht nur ein unterhaltsames "best of" aus 90 Minuten Fußball,
sondern auch ein unterschwelliger Angriff auf den viel strapazierten
Begriff der Identität.
Mit leisen Tönen, aber einer dennoch kraftvollen Malerei, wartet
der Österreicher Joseph Marsteurer (geboren 1963) auf. Schichtweise
entdeckt und verwirft er die neutrale weiße Bildfläche immer wieder
neu. Ausgehend vom Leerraum, in den verschiedenen Schichten mit
durchschimmernden Elementen besetzt, lotet er die Distanz in der
Tiefe aus, wenn es um das Schaffen von Zwischenräumen und um
unterschiedliche Realitäten im Bild geht.
Abgedroschen
Wie ein Vorhang legt sich jede neue weiße Schicht über
das Bild, als Trennung, die zugleich Bezugspunkte schafft. Bleibt in
den diskursiven Strukturen auch Raum für die Befindlichkeiten des
Betrachters, so droht sich dieser in den netzartigen, zerrissenen
und aufgebrochenen Gittern und Rastern des jungen Londoner Künstlers
Alexis Harding (geboren 1973) zu verlieren.
Den Codierungen begegnet man in gewissem Sinne auch in der
Rauminstallation des Vorarlberger Bildhauers Christoph Lissy. Man
sieht sich mit der Stimme des Künstlers und einer sich aus der Leere
des Raumes konstituierenden Skulptur konfrontiert. Die ironischen
Endlosmonologe prallen an der gipsernen Figur eines Wasserspeiers ab
und kommentieren die Bildhauerei scheinbar bedeutungsschwer und in
abgedroschenen Vokabeln.
Doppeleffekt in der Malerei von Anton Henning.
(Foto: A. Grabher)