diepresse.com
zurück | drucken
10.04.2002 - Ausstellung
Ausgestellt in Wien
VON JOHANNA HOFLEITNER


Galerie Kunstbuero. "Wie kann der Angelpunkt, an dem nicht sichtbare Realität in sichtbare Existenz verwandelt wird, ausgemacht werden?" Diese Frage steht im Zentrum der Photographien und Videos der in Berlin lebenden Moskauer Künstlerin Maria Serebriakova. Gegenstand der Hauptarbeit in der Ausstellung sind die flackernden Reflexe und bunten Lichtspiele eines schräg ins Bild gesetzten Bildschirms vor einer weißen Wand. In der Abstraktion durch Verzerrung und in der Wiederholung - die Arbeit besteht aus drei Monitoren - wird die metaphorische Bedeutung der künstlichen Bilder, die da frei Haus via TV ins Wohnzimmer gelangen, deutlich: virtuelle Freiräume im Sinn zeitgenössischer Landschaften. Eine Metapher, die Serebriakova konkret in zwei wunderbar-suggestiven auf semitransparenter Folie ausgeführten Photographien chinesischer Gräber- und Dünenlandschaften aufgreift (VI., Schadekgasse 6-8; bis 20. April).

WestLicht - Schauplatz für Photographie. Gute Gelegenheit für Entdeckungen gibt die Ausstellung "Endlich sechs und 20!". Unoriginell ist nur der Titel. Ansonsten versammelt die von Eva Schlegel, Wolfgang Stengel und Mona Hahn rekrutierte Schau 27 bemerkenswert frische Positionen, deren größte Gemeinsamkeit die Auslotung des Grenzbereichs zwischen Photographie, Medienkunst und Malerei ist. Nicole Schatt etwa organisiert winzige Malerei-Stenogramme wie Diastreifen, mit denen sie schlußendlich eine ganze Wand übersät. Metka Golec nützt Zeichenwerkzeuge des Computers für humorvolle, medienkritische Comic-Bilder. Isabella Kresse antwortet mit einem minutiösen Papierrelief auf Kultautor Houellebecq. Herausragend: die präzisen Landschaftsaufnahmen Martin Veselys. Natürlich finden sich auch verzichtbare Beiträge darunter, zum Beispiel ein Video, das Frauen unter den Rock guckt. (VII., Westbahnstraße 40; bis 21. April).

Kunsthalle Exnergasse. Ähnliches gilt für das von sieben jungen Künstlern organisierte Projekt "Social Sectors". Die Arbeiten - Videos, Dia-Installationen, Zeichnungen - verhandeln Genderpolitik, Feminismus, den Studentenaufstand 1989 vom Tiananmen-Platz, Sprachenpolitik. Überzeugend auch die Ausstellungsinstallation. Mit Andrea Geyer, Sharon Hayes, Ashley Hunt, Emily Jacir, Cristobal Lehyt, Lana Lin, Katya Sander (IX., Währinger Straße 59; bis 20. April).



© Die Presse | Wien