Lóránd Hegyi (re.) kuratierte bereits neun Nitsch-Ausstellungen - in Rom, Göteborg, Valencia, Budapest und so weiter. Nun präsentiert er den Wiener Aktionisten in Saint-Étienne als Zeichner.
In Saint-Étienne, rund 60 Kilometer südwestlich von Lyon in der Region Rhône-Alpes, muss man nicht unbedingt gewesen sein: Die Montan- und Industriestadt, in den beiden Weltkriegen eine der wichtigsten Waffenschmieden der Grande Nation, hat kaum Sehenswürdigkeiten zu bieten. Aber sie verfügt zumindest über ein respektables Museum zeitgenössischer Kunst: Das Musée d'Art Moderne ist, nach dem Centre Pompidou, das zweitgrößte seiner Art in Frankreich - sowohl von der Größe, als auch vom Sammlungsbestand her (über 16.000 Werke, darunter 5000 Designobjekte).
Seit 2003 wird es von Lóránd Hegyi, bis 2001 Direktor des Museums moderner Kunst in Wien, geleitet. Seine österreichischen Kollegen dürfen ihn durchaus beneiden: Das schwarz ummantelte Gebäude am Stadtrand, 1987 errichtet, verfügt über eine Ausstellungsfläche von 6000 Quadratmetern und eine Raumhöhe von acht Metern. Da kommen großformatige Arbeiten, etwa von Gilbert & George, Bertrand Lavier oder Markus Lüpertz, ziemlich gut zur Geltung. Die Finanzkrise hatte zwar auch für Hegyi Folgen: Das Ausstellungsbudget wurde um 30 Prozent gekürzt. Das Ankaufsbudget aber - satte 500.000 Euro jährlich - wurde bisher nicht angetastet.
In alter Verbundenheit zu Wien hat Hegyi einen kleinen Saal österreichischen Künstlern - Arnulf Rainer, Günter Brus, Christian Ludwig Attersee und Hermann Nitsch - gewidmet. Zudem präsentiert er sie, quasi als Reihe, im Grafikkabinett: Auf Brus und Rainer folgte nun Nitsch, als Teil vier ist Maria Lassnig vorgesehen.
Dichte Gedärmeschlingen
Die Ausstellung Zeichnung als Architektur des Orgien Mysterien Theaters, die am Freitagabend vom Präsidenten des Großraums Saint-Etienne Métropole eröffnet wurde, gibt einen gelungenen Überblick über Nitschs zeichnerisches Werk seit Mitte der 1950er-Jahre. Im Mittelpunkt steht natürlich das Gesamtkunstwerk: Ausgangspunkt sind Nitschs skizzenhafte Überlegungen, wie er den Innenhof von Schloss Prinzendorf und die umliegenden Gärten mit seinen Aktionen bespielen kann. Die "Aufmarschpläne" werden im Lauf der Zeit immer mehr von verschlungenen Wegen beziehungsweise dichten Gedärmeschlingen überlagert; Architekturzeichnungen heißen sie aber nach wie vor. Eigens für diese Schau entstanden mit Filzstift ein paar neue, farbenfrohe, weniger kleinteilige Blätter.
Um die Vielfalt zu demonstrieren, sind auch Partituren auf Millimeterpapier (von der 9. Sinfonie Die Ägyptische), Farbskalen, frühe gegenständliche Skizzen und die handwerklich perfekte Kopie einer Kreuzigungsszene von Rembrandt ausgestellt. Zwischendurch gibt es auch kleine Überraschungen, zum Beispiel gestische "Kritzeleien" aus 1959-61, die eher an Arnulf Rainer erinnern.
Höhepunkt ist neben dem letzten Saal mit großformatigen Arbeiten (darunter Das letzte Abendmahl und Die Eroberung von Jerusalem) eine kunterbunte Collage aus 1967 gleich zu Beginn: Auf Wunsch seiner Frau Beate, die ein Jahrzehnt später bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommen sollte, erzählt Nitsch in Golden Love aus seinem Leben. Alles, was ihn und seine Kunst ausmacht, findet sich in diesem strahlenden Weihnachtsgeschenk wieder.
Zusammengestellt wurde die Retrospektive nach mehreren Gesprächen mit Hegyi - sie ist die erste Ausstellung des Wiener Aktionisten in Frankreich seit 20 Jahren - von der Nitsch Foundation. Diese hat es sich zum Ziel gesetzt, Nitsch international bekannter zu machen. Heuer gab es Präsentationen in Tel Aviv und Istanbul; ab 1. Oktober ist Nitsch in der Stella Foundation in Moskau zu sehen.
Müßiggang gibt es für den sympathischen Rauschebart nicht: Er hielt im Sommer einen Vortrag in Bayreuth, nächstes Jahr inszeniert er in München Olivier Messiaens Saint François d'Assise, und 2013, zum 75er, soll es eine Neuauflage des Sechstagespiels geben. (Thomas Trenkler aus St. Étienne / DER STANDARD, Printausgabe, 20.9.2010)
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