SPIEGEL ONLINE - 28. Juli 2007, 10:44
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FÜHRUNGSSTREIT

Tourismusbranche verklagt Documenta

Wut auf die Documenta: Um allzu großes Gedränge auf der Kasseler Kunstmesse zu verhindern, lassen die Organisatoren nur eigenes Personal Gruppen durch die Schau lotsen. Reiseanbieter lassen sich das nicht bieten - nach SPIEGEL-Informationen klagen sie jetzt gegen diese Praxis.

Hamburg - Der Münchner Urlaubsanbieter Studiosus will stellvertretend für die Branche die Leitung der Documenta verklagen und durchsetzen, dass Reiseleiter ihre Gäste künftig ungehindert durch die weltweit wichtigste Messe für zeitgenössische Kunst führen dürfen.

Documenta-Besucher: Individuelle Wahrnehmung steht im Vordergrund
DPA

Documenta-Besucher: Individuelle Wahrnehmung steht im Vordergrund

Auslöser für den Streit ist das Konzept der Ausstellung, das die individuelle Wahrnehmung der Exponate in den Vordergrund stellt und breiten Bevölkerungsschichten den Zugang ermöglichen soll. Um vor allem in Stoßzeiten einen allzu großen Andrang auf dem Gelände zu verhindern, lassen die Organisatoren nur sehr begrenzt Führungen von kommerziellen Unternehmen wie Reiseveranstaltern zu. Stattdessen lotst eigens geschultes Personal die Gruppen für 150 Euro durch die Schau.

Dagegen wehrt sich nun Studiosus gemeinsam mit dem Deutschen Reiseverband (DRV). Sie argumentieren, die Auflagen würden die Reiseleiter in ihrer Berufsfreiheit einschränken. Außerdem seien ihre eigenen Mitarbeiter für den anspruchsvollen Job oft besser geeignet als das mitunter nur kurzfristig angelernte Documenta-Personal.

Einen von der Kasseler Industrie- und Handelskammer angeregten Kompromiss, nur die Studiosus-Bilderklärer zuzulassen, lehnte der Münchner Reiseanbieter ab. Jetzt muss das Landgericht Kassel möglichst schnell entscheiden - die Documenta endet am 23. September.

kaz




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