Nach Sexismus-Kritik: Mögliches
Aus für drei "25 Peaces"-Plakate.
Verantwortliche
beteuern: "Wollten nicht provozieren".
Wien. (irr/apa) Nach zwei
Tagen österreichweiter Entrüstung ist es möglicherweise bald so weit: Drei
jener 150 Plakat-Sujets, die im Rahmen des Projekts "25 Peaces" auf
"Rolling Boards" in Wien prangen, werden vielleicht demnächst entfernt.
"Wir machen nichts ohne Absprache mit den Künstlern", erklärte
Organisatorin Karin Ornig am Donnerstag gegenüber der "Wiener Zeitung".
Mit der Bundesregierung seien keine Gespräche geführt worden, interne
Beratungen dauerten bis zu Redaktionsschluss allerdings noch an.
Dass es sich bei besagten Beiträgen zur öffentlichen Ausstellung
"euroPART" um europäische Kunstwerke handelt, wollte nicht jedem
einleuchten: Zeigt ein Werk von Carlos Aires doch drei kopulierende
Personen, die Masken von George Bush, Jacques Chirac und Queen Elizabeth
tragen. Tanja Ostojic fokussiert daneben, in Anlehnung an Courbets
"L’Origine du Monde", den weiblichen Unterleib in einem EU-Höschen – was
prompt zu Pornografie- und Sexismus-Vorwürfen führte.
Reaktionen, die Aires überraschen: "Ich hätte mir nie gedacht, dass das
so hochgeht". Derzeit scheint es ihm in Österreich "wie beim Nippel von
Janet Jackson in den USA" zuzugehen: "Eine ganze Nation ist in diesen
Skandal eingetaucht". Es sei "völlig klar", dass das Bild "eine Bühne,
einen Set" zeigt, ein Tribut an Pier Paolo Pasolini ist.
"Themenverfehlung"
Auch Georg Springer, neben Wolfgang Lorenz Mastermind der Projektreihe
"25 Peaces" zum Gedankenjahr 2005, stellte Provokationsgelüste in Abrede.
Auch Egon Schiele würde kaum als Pornograf bezeichnet werden, erklärte der
Chef der Bundestheater-Holding am Mittwoch in der "Zib 3".
Breit ist dagegen jene Front, die am Europa-Schwerpunkts der "25
Peaces" Anstoß nimmt. Kunststaatssekretär Franz Morak bezeichnete die
Bilder als "nicht dazu angetan, den Menschen die EU zu vermitteln", sie
seien daher als Werbeprojekt zur EU eine "Themenverfehlung". Die Plakate
wären "die Menschenwürde verletzend" und "sexistisch".
Rücktrittsforderungen kommen von der FPÖ: Aufgrund der
"frauenfeindlichen und sexistischen Plakate" verlangt Vizeparteiobmann
Norbert Hofer Springers Demission von den Bundestheatern.
"Massiv Druck machen"
Vorsichtiger formuliert SP-Kultursprecherin Christine Muttonen zu: Da
die Plakate nicht für Museums-, sondern ein Massenpublikum konzipiert
seien, könne man von Sexismus sprechen. Dennoch sei die Aktion in
"Grenzfall". Dass ihre Parteikollegen – teils mit schärferen Worten zu
hören – ihre liberale Einstellung aus den 90er-Jahren aufgeben, sei
allerdings "überhaupt nicht der Fall".
Weniger abwägend gibt sich Salzburgs SP-Landeshauptfrau Gabi
Burgstaller, der die Plakate schon bald im eigenen Land zu schaffen machen
könnten: "Wenn die Verantwortlichen nicht von sich aus einsehen, dass
diese Plakate aus dem Verkehr gezogen werden müssen, dann werden wir
weiterhin massiven öffentlichen Druck machen." Klubobmann Josef Cap
kritisiert, dass die "Porno-Plakate", wie er sie in Anlehnung an die
"Krone"-Diktion nennt, mit 500.000 Euro subventioniert worden seien – wozu
er eine Kopie des Förderansuchens vorlegte, bei dem das Kanzleramt als
Förderungsgeber aufscheint. Er warf dem Kanzler-Büro vor, die "Unwahrheit"
zu sagen.
Dort blieb man weiter bei der Darstellung, dass kein Steuergeld für die
Plakat-Sujets fließe. Die Begründung: Die Finanzierung der 500.000 Euro
sei über externes Sponsoring der ÖIAG erfolgt, die Mittel seien vom
Bundeskanzleramt nur verwaltet worden.
Freitag, 30. Dezember
2005