VN Mo, 5.7.2004

Politik
Lokal
Sport
Markt
Kultur
Welt

Chronik
Leserbriefe
TV
VN-Heimat

Anzeigen
eVN.vol.at
eVN-Offline






Kultur 

KOMMENTAR

Die Mutprobe Schlingensief

VON CHRISTA DIETRICH E-MAIL: xxx@vn.vol.at

Egal ob Christoph Schlingensief die Wagner-Oper "Parsifal" bewältigt oder nicht, das Interesse der Öffentlichkeit ist dem Regisseur sicher. Das dürfte ein Grund für die Verpflichtung nach Bayreuth, der Wiege der europäischen Festspiele, gewesen sein. Am umstrittensten Festspielort überhaupt (Komponist Wagner hat den Grundstein gelegt, die Hitler-Treue seiner Nachfahren hat die Stadt schwer belastet) ist die Kunst nicht mehr Thema der Auseinandersetzung. Der greise Wagner-Enkel und Festspielchef zeigt sich angesichts der Tatsache, dass er jede Karte zehn Mal verkaufen könnte, unbeweglich bei der Programmgestaltung.

Schlagzeilen machen die Nachfolgefrage (bei der sich Wolfgang Wagner als Patriarch gebärdet) sowie Besetzungstrümpfe. Die oft in die Hose gehen. Filmemacher Lars von Trier, als nächster "Ring"-Regisseur eine Sensation, hat nun, zwei Jahre vor der Premiere des Vierteilers, abgesagt und jetzt scheint ein weiterer Gag nicht zu fruchten. Sollte das Engagement von Schlingensief Wagners Mut bekunden, so weiß man nun, dass auch der enge Grenzen hat. Der Regisseur und der Festspielchef haben sich wegen eines Details derart gestritten, dass man Anwälte einschalten musste und befürchtete, dass Schlingensief das Handtuch wirft. Nun ja, Werbefeldzüge sind gut zu überlegen. Hat der alte Bayreuth-Boss den jungen Berserker (der in seinem Stammhaus in Berlin das Publikum gern mit Dreck bewirft) etwa gar nicht wirklich gekannt?

Mal sehen, wie es ausgeht. Schlingensief, der in Vorarlberg seit seiner Auftritte beim "Transmitter"-Festival viele Fans hat, hat immerhin auch Menschen für eine Kunstform interessiert, mit der sie bislang nichts am Hut hatten. Ob dies der Opernszene dienlich ist, weiß man zwar nicht. Sicher ist hingegen, dass er manchmal in der Tat nervt. Etwa mit der Reklame für seine "Parsifal"- Arbeit, die er zuletzt in Inszenierungen in Zürich und Berlin einbaute.




Kultur 

Zum Seitenbeginn