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Sommerpause in der Galerie Michael Hall. Ohne Kunst scheint sie mehr
Werkstatt als schicker Kunstraum. Aber genau das wollte Michael Hall, der
im Dezember 2002 mit Multimedia-Künstlerin Helen Mirra sein Gassenlokal in
der Franzensgasse 13, gleich ums Eck vom Naschmarkt, eröffnet hat.
"Private Gründe" - ja, ja die Liebe - verschlugen den jungen Galeristen
nach Wien. Doch Hall ist bei weitem kein Newcomer. In den 90er Jahren
gründete er den "Chicago Project Room", dann ging er für zwei Jahre nach
Los Angeles. "Die Leute hier haben am Anfang geglaubt, ich bin verrückt,
weil ich von L. A. nach Wien gewechselt bin. Aber es gibt hier eine
interessante, gute Szene, und das Leben ist relativ billig." Leicht hat es
Hall mit seinem Programm in Österreich jedenfalls nicht: Er ist
spezialisiert auf Skulpturen und Installationen. Der Galerist sieht die
Situation aber gelassen - vielleicht "too relaxed", wie er zugibt. Vorerst
konzentriert er sich auf den internationalen Kunstmarkt - "Mein Deutsch
ist auch noch nicht so gut."
Elisabeth Penker, die er heuer auch auf der jungen
Kunstmesse "Liste" in Basel vorstellte, ist seine erste österreichische
Künstlerin im Programm. Sein Ziel ist es, mit lokalen und internationalen
Künstlern - halbe/halbe - zu arbeiten. Dieses Jahr will Hall neben der
"Art Cologne" und der "Freeze"-Messe in London auch an der "Kunst Wien" im
MAK teilnehmen. Eine kleine, fast unabsichtliche Internationalisierung der
Messe, die nur österreichische Galerien zulässt.
Unterstützung bekommt Michael Hall im Herbst von der New
Yorker Künstlerin Lisa Ruyter. Wie Hall kam auch die renommierte
Pop-Malerin über den Schleifmühlgassen-Galeristen Georg Kargl nach Wien.
In nächster Nähe, in der Wiedner Hauptstr. 23-25, wird Ruyter auch ihr
Gassenlokal eröffnen - ausgerechnet am 11. September. Als erstes
präsentiert die 35-jährige den französischen Videokünstler Brice
Dellsperger, danach folgt US-Fotograf Justine Kurland. Ein viel
versprechend professionelles Engagement, betrieb Ruyters doch bis vor zwei
Jahren schon in New York eine Galerie. Warum nun Wien? Es waren viele,
kleine Gründe, die sie motiviert haben, schreibt die Künstlerin der
"Presse" aus New York. Unter anderem: "Die Stadt ist geografisch sehr gut
gelegen. Ich hoffe, in diesem Teil der Welt Neues zu finden, das ich dann
zurück in die USA bringen kann."
Eine internationale Chance für Wien und die heimischen
Künstler. Als seltene Bereicherung der jungen Szene ist auch die im April
2002 gestartete Initiative von Emanuel Layr (26) und Thomas Wüstenhagen
(35) zu nennen. Nahe dem Museumsquartier, in der Bellariastraße 6,
präsentieren die beiden engagierten Kunsthistoriker auf 40 Quadratmetern
"fresh cream". Ihr 16 junge Künstler umfassendes Programm, mit den
Schwerpunkten gegenständliche Malerei, Fotografie und Installation,
stellten sie heuer bereits auf der "Art Frankfurt" vor. Ein finanzielles
Wagnis für "Frischlinge", bekommen "Layr: Wüstenhagen" doch keinen Cent
staatliche Förderung. Staatssekretär Franz Moraks "Galerienförderung neu"
vergibt zwar an österreichische Museen ein Budget, das dem Ankauf bei
heimischen Galerien gewidmet ist. Doch mit Museumsstücken hat noch keine
junge Galerie begonnen.
© Die Presse | Wien
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