diepresse.com
zurück | drucken
24.07.2003 - Ausstellung
Mutig und total relaxed
Zwei Amerikaner in Wien: Michael Hall hat bereits eine Galerie eröffnet, Lisa Ruyter wird es im Herbst tun. Layr: Wüstenhagen kümmern sich um die junge österreichische Malerei.
VON ALMUTH SPIEGLER


Sommerpause in der Galerie Michael Hall. Ohne Kunst scheint sie mehr Werkstatt als schicker Kunstraum. Aber genau das wollte Michael Hall, der im Dezember 2002 mit Multimedia-Künstlerin Helen Mirra sein Gassenlokal in der Franzensgasse 13, gleich ums Eck vom Naschmarkt, eröffnet hat. "Private Gründe" - ja, ja die Liebe - verschlugen den jungen Galeristen nach Wien. Doch Hall ist bei weitem kein Newcomer. In den 90er Jahren gründete er den "Chicago Project Room", dann ging er für zwei Jahre nach Los Angeles. "Die Leute hier haben am Anfang geglaubt, ich bin verrückt, weil ich von L. A. nach Wien gewechselt bin. Aber es gibt hier eine interessante, gute Szene, und das Leben ist relativ billig." Leicht hat es Hall mit seinem Programm in Österreich jedenfalls nicht: Er ist spezialisiert auf Skulpturen und Installationen. Der Galerist sieht die Situation aber gelassen - vielleicht "too relaxed", wie er zugibt. Vorerst konzentriert er sich auf den internationalen Kunstmarkt - "Mein Deutsch ist auch noch nicht so gut."

Elisabeth Penker, die er heuer auch auf der jungen Kunstmesse "Liste" in Basel vorstellte, ist seine erste österreichische Künstlerin im Programm. Sein Ziel ist es, mit lokalen und internationalen Künstlern - halbe/halbe - zu arbeiten. Dieses Jahr will Hall neben der "Art Cologne" und der "Freeze"-Messe in London auch an der "Kunst Wien" im MAK teilnehmen. Eine kleine, fast unabsichtliche Internationalisierung der Messe, die nur österreichische Galerien zulässt.

Unterstützung bekommt Michael Hall im Herbst von der New Yorker Künstlerin Lisa Ruyter. Wie Hall kam auch die renommierte Pop-Malerin über den Schleifmühlgassen-Galeristen Georg Kargl nach Wien. In nächster Nähe, in der Wiedner Hauptstr. 23-25, wird Ruyter auch ihr Gassenlokal eröffnen - ausgerechnet am 11. September. Als erstes präsentiert die 35-jährige den französischen Videokünstler Brice Dellsperger, danach folgt US-Fotograf Justine Kurland. Ein viel versprechend professionelles Engagement, betrieb Ruyters doch bis vor zwei Jahren schon in New York eine Galerie. Warum nun Wien? Es waren viele, kleine Gründe, die sie motiviert haben, schreibt die Künstlerin der "Presse" aus New York. Unter anderem: "Die Stadt ist geografisch sehr gut gelegen. Ich hoffe, in diesem Teil der Welt Neues zu finden, das ich dann zurück in die USA bringen kann."

Eine internationale Chance für Wien und die heimischen Künstler. Als seltene Bereicherung der jungen Szene ist auch die im April 2002 gestartete Initiative von Emanuel Layr (26) und Thomas Wüstenhagen (35) zu nennen. Nahe dem Museumsquartier, in der Bellariastraße 6, präsentieren die beiden engagierten Kunsthistoriker auf 40 Quadratmetern "fresh cream". Ihr 16 junge Künstler umfassendes Programm, mit den Schwerpunkten gegenständliche Malerei, Fotografie und Installation, stellten sie heuer bereits auf der "Art Frankfurt" vor. Ein finanzielles Wagnis für "Frischlinge", bekommen "Layr: Wüstenhagen" doch keinen Cent staatliche Förderung. Staatssekretär Franz Moraks "Galerienförderung neu" vergibt zwar an österreichische Museen ein Budget, das dem Ankauf bei heimischen Galerien gewidmet ist. Doch mit Museumsstücken hat noch keine junge Galerie begonnen.



© Die Presse | Wien