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Albertina: Zeichnungen sind teuer geworden

23.09.2009 | 18:24 |  (Die Presse)

Bis 27. September findet in der Albertina erstmals die „Drawings International Fair“ statt.

Die Vorbereitung war schwieriger als erwartet: Wegen des Wassereinbruchs im Depot gab es zahlreiche Absagen. So ist der Österreichschwerpunkt bei der ersten „Art Albertina Drawings International Fair“ üppiger als geplant geraten. Rund 30 Aussteller zeigen bis Sonntag ihre Schätze auf 550 Quadratmetern.

Wie entwickelt sich der Markt für Zeichnungen in der Krise? Die Befunde sind unterschiedlich: Keine Auswirkung, sagt ein Kunsthändler. Ein anderer sieht Veränderungen, die schon länger im Gange sind: Hochwertige Zeichnungen zu bekommen sei heute viel schwieriger als noch vor 20, 30 Jahren, die Preise seien enorm gestiegen. Ein Kunstwerk als Wertanlage, da schüttelt einer der Galeristen energisch den Kopf. Der andere verspricht, dass die Blätter auch künftig ihren Wert behielten oder steigerten, speziell alte Meister. Eingebrochen seien die Preise ja vor allem bei Zeitgenossen, freilich nach einem beachtlichen Boom.

 

Nitsch für stattliche 500.000 Euro

Den Nachlass von Ernst Ludwig Kirchner verwaltet die Berner Galerie Henze & Kletterer. Welches Werk von seinem Stand würde sich der Besitzer selbst kaufen? Eine sitzende nackte Frau mit Hut von 1912 um 34.000 Euro oder einen Liegenden Akt mit Hut, ebenfalls von 1914, um 30.500. Ende Oktober gibt es eine Kirchner-Ausstellung im Salzburger Museum der Moderne, Henze & Kletterer leiht dafür Werke. Die ewige Jammerei der Museen wegen Geldmangels für Ankäufe sieht der Kunsthändler nüchtern: Museen hätten immer extern Geld für Erwerbungen auftreiben müssen. Bei Verkäufen an ein Museum kommt der Kunsthandel preislich entgegen. Denn: Museen sind sicher in der Bewahrung und fördern Wertsteigerungen.

Auf das 19./20. Jahrhundert spezialisiert ist die Frankfurter Galerie Jörg Schuhmacher. Für 2800 Euro ist eine Delacroix-Studie zu haben, eine Sphinx von Cocteau für 7800. Eine Schwangere von Klimt kostet 34.000 – und 58.000 € eine Max-Ernst-Zeichnung: „Pegeen's Birdsday“ (für die Tochter von Peggy Guggenheim). Weitere internationale Unternehmen bei der „Art Albertina“: die Galerie Steinitz aus Paris, Brockstedt und Michael Haas (Berlin), Levy (Hamburg), Röbbig (München).

 

Österreichisches: Die Galerie Konzett bietet unter anderem Nitsch (sechs großflächige Schüttbilder, Aktionsrelikte von 1965, um 500.000 Euro) und Otto Mühl an: Arbeiten aus 2008 bzw. 2005 kosten 18.000 bzw. 22.000, ein Werk von 1962 jedoch 40.000 Euro. Tony Cragg und Alex Katz hat die Galerie Ropac im Programm, Kubin die Galerie Altnöder. Wer nichts kauft, wird sich auf jeden Fall an den oft bunten Geschichten zu den Bildern erfreuen, die gern erzählt werden. bp


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