VENDEDIG (SN-m.b.). Die "Grand Tour" ist eröffnet. Die Kunst-Familie ist im "Jahrhundertsommer" viel auf Achse, es gilt die Biennale Venedig, die Messe in Basel, die Kasseler documenta und die Skulpturen-Show in Münster zu bereisen. Erster Halt: die Kunstbiennale in der Lagunenstadt mit Ausstellungen in den Hallen des "Arsenale" sowie in Länderpavillons in den "Giardini".
Die nach Nationen sortierte Kunst in den "Giardini" ähnelt dem Eurovisions-Songcontest und ist ein lieb gewordenes, fragwürdiges Ritual. Egal. Auf nach "Deutschland"! Dort hineinzukommen, ist schwierig. Die Wartezeit lohnt sich, im bauzaunumhüllten Tempel tummelt sich unter dem Motto "Oil" Seltsames: ausgestopfte Eulen auf Koffern und ein Totenschädel mit venezianischer Maske, mit dem Isa Genzken Tourismus, Globalisierung und Rohstoffschwund thematisiert (Bild oben).
Weiter nach Russland. Die Bilddusche von Alexander Ponomarev und Arseny Mescheryakov und ein mit realen Elementen gespicktes Zeichentrick-Triptychon über Gewalt und Sentiment von AES&F überzeugen. Für die Niederlande gehen Aernout Milk ins Kunstrennen und beeindrucken mit Gesellschaftskritik ohne Ästhetisierung.
Große Kunst, souverän dargeboten, gibt es im USA-Pavillon zu genießen: Vogelfotos, Lichtskulpturen und installierte Bonbons von Felix Gonzales-Torres. Die Spanier bringen ihr Publikum mit einer Sitz- und Schrei-Performance der Streithanseln "Los Torreznos" zum Schmunzeln. Ungarn setzt auf den jungen, in Wien lebenden Andreas Fogarasi. "Kultur und Freizeit" ist der Titel seiner Kabinen-Filmschau mit narrativen und dokumentarischen Qualitäten.
Im Venedig-Pavillon werden die "remixten" Baselitz-Gemälde den Werken des Lokalmatadors Emilio Vedova gegenübergestellt. Und im Italien-Pavillon feiert der Biennale-Chef und Maler Robert Storr die Wiederkehr der Malerei mit Heroen wie Gerhard Richter, Ellsworth Kelly oder Sigmar Polke.Internet: www.labiennale.org
