Salzburger Nachrichten am 10. März 2006 - Bereich: Kultur
Der Fachbeirat erklärt

"Kontracom06": Kunst muss möglich sein

SALZBURG (SN). "Der Fachbeirat für bildende Kunst der Salzburger Landesregierung begrüßt die Initiative der Stadt Salzburg, mit dem Projekt "Kontracom" zeitgenössische Kunst öffentlich zur Diskussion zu stellen und alle zwei Jahre stattfinden zu lassen... Eine fruchtbare Auseinandersetzung mit dieser Kunst verlangt jedoch eine Vermittlung auf allen Ebenen. Ohne entsprechende Vermittlung könnte dieses ehrgeizige Unternehmen in der Bevölkerung auf wiederholte und verstärkte Ablehnung stoßen und vorzeitig scheitern. Wie überall entstehen auch hier die meisten Konflikte durch mangelnde Kommunikation." Das ist die Konklusion einer Stellungnahme, die von den Beiratsmitgliedern Bernhard Gwiggner, Erik Hablé, Heinz Kaiser, Erika Mayr-Oehring, Ulrike Reinert, Wolfgang Richter und Gabi Wagner unterzeichnet und am Freitag veröffentlicht wurde.

Anlassfall ist die Leserbrief-Debatte rund um Paola Pivis Hubschrauberprojekt zu Füßen des Mozartdenkmals. Die negativen Leserbriefe zeigten wieder einmal sehr deutlich, dass die Ausformungen zeitgenössischer bildender Kunst im krassen Gegensatz zu dem stünden, "was sich weite Bevölkerungsschichten von dem erwarten, was sie Kunst nennen". Zeitgenössische Kunst habe es im öffentlichen Raum nicht leicht, "wenn sie nicht der Erwartungshaltung der Bevölkerung entspricht".

Seit rund einem Jahrhundert verwendeten Künstler Objekte des Alltags für ihre Arbeit. Jedes alltägliche Ding könne Eingang in ein Kunstwerk finden oder zu einem Kunstwerk umgedeutet werden. "Solange diese Entwicklung nicht akzeptiert wird, kann die Lagerung eines ausrangierten Hubschraubers vor dem Mozartdenkmal nicht als künstlerischer Akt gelesen und interpretiert werden."

Man müsse aber zulassen, das Werk selbst kennenlernen zu können. Nützlichkeit oder "persönlicher Geschmack" seien nicht Kriterien für die Akzeptanz von Kunst.