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25.04.2005 - Kultur&Medien / Ausstellung
"viennAfair": Die Könige ab heut'
VON ALMUTH SPIEGLER
"viennAfair". Erfolg und Manöverkritik für die Premiere der neuen Wiener Kunstmesse.

Ihr wisst was ihr zu tun habt/Euer Fest mahl ist gedeckt/Ihr seid nun Könige/ab heut." Schöner als es Bruno Giron coli in der Zeichnung dichtete, die Judith Walker um 10.000 Euro bei der "viennAfair" anbot, könnte man es auch der neuen Wiener Kunstmesse nicht ins Gästebuch schreiben. Sonntag ging die von Österreichs Galeristen mit großem Engagement unterstützte international besetzte Veranstaltung im Messezentrum zu Ende.

Und das "Festmahl" war bestens gedeckt in der musealen Ausstellungsarchitektur von Kühn/Malvezzi mit ihren halbmeterdicken und 3,5 Meter hohen Wänden. Wer sich hier in den teils etwas zu labyrinthisch verschachtelten Kojenfluchten verirrte, musste es jedenfalls nicht büßen: überall erstklassige zeitgenössische Kunst. Viel großformatige Malerei, Fotografie, Skulptur, wenig Video - wie es eben so ausschaut im Moment auf den großen internationalen Kunstmessen. Ein optischer wie qualitativer Quantensprung im Vergleich zu allen vorangegangenen Kunstmessen in Wien.

Vor allem die heimischen Galeristen schwärmten. Christine König erzählte strahlend von einem 150.000-Euro-Deal und von Johanna Kandls neuem Bild, das sie an eine "große deutsche Bank" liefern kann - für die Art Basel muss sie jetzt eben etwas anderes einpacken. Zufrieden zeigten sich u. a. Ernst Hilger, Lukas Feichtner und die Mauroners, euphorisiert Peter Frey, Christian Meyer und Gabriele Senn. Gewohnt sphinxenhaft aber sichtlich bester Dinge auch Georg Kargl und Ursula Krinzinger, die "etliches" verkauft hat. Neben der Galerie Hofstätter (Otto Mühl) hatte sie sich als eine von wenigen auf der Messe auf einen einzigen Künstler, Erwin Wurm, konzentriert.

So glücklich wie sonst nie aber saß der Grazer Eugen Lendl in seinem Messestand, wo gerade die Salzburger Museumsdirektorin Agnes Husslein bei Installationen von Markus Wilfling und Michael Kienzer zugeschlagen hatte. Auch die "Presse" war hier einem Sammler fast 5000 Euro wert - auf Michael Becksteiners gestapelten Ausgaben eines Jahres prangte ein roter Punkt. Das rosa Pendant war wohl weniger gefragt. Völlig aufgekratzt schwirrten auch die Steineks durch ihre Koje. Sie konnten den Großteil ihres Programms, von Ilse Haiders Peddingrohr-Bildern bis zu Außerirdischen von Fabrice Langlade verkaufen. Besonderen Erfolg bei den ausländischen Galeristen verbuchten die Schweden Wetterling und der Berliner Michael Schultz, der für seine Künstler u. a. eine Ausstellung in einem Laibacher Museum eingefädelt hat. Lange Gesichter fanden sich v. a. bei den spanischen Galeristen, beim etablierten Prager Jiri Svestka und den meisten der von der "Erste Bank" aus der osteuropäischen Region eingeladenen Galeristen: zu wenig Interesse.

Unter den Premierenapplaus musste sich wohl auch Manöverkritik mischen: Es habe zu wenig Werbung gegeben, das Rahmenprogramm zu viele Leute abgezogen, der Skulpturenpark sei zu verstreut gewesen und die Museumsdirektoren hätten gefehlt. "Die Messe schaut toll aus, aber ist wahnsinnig ruhig", meinte Gabriele Braun von Lelong Zürich. Und wirklich: Nur knapp über 10.000 Besucher waren gekommen. Fürs nächste Mal wird der Veranstalter Reed werbetechnisch eben zulegen müssen. Die traditionelle "Kunst Wien" im MAK erreicht jährlich immerhin 12.500 Besucher.

Alles in allem waren bei der "viennAfair" aber nur leicht heilbare Kinderkrankheiten zu konstatieren. Es war ein fulminanter Start für eine neue Kunstmesse.

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