30.08.2001 14:00:00 MEZ
"Er muss hängen"
Aufstellungsarbeiten im Leopold Museum laufen auf Hochtouren

Wien - Auf Hochtouren laufen derzeit die Aufstellungsarbeiten im Leopold Museum, das als eine der großen Attraktionen mit internationaler Strahlkraft im MuseumsQuartier offiziell am 21. September eröffnet wird. "Er muss hängen" lautet denn derzeit der Urteilsspruch für Sammler Rudolf Leopold, zu dem er täglich bis weit über Mitternacht "verurteilt" ist.

Auch der bereits auf September verschobene Eröffnungstermin erweist sich dabei als sehr früh angesetzt, angesichts des Umstands, dass der Museumsbau ungeachtet aller Zusicherungen der Errichter nicht mit 1. Dezember 2000, sondern, wie Leopold betont, erst mit 1. Juli übergeben wurde - "ein halbes Jahr zu spät". Womit auch der Plan, schon zu Jahresbeginn provisorisch Werkstätten für die Rahmung von Bildern im Haus einzurichten (nachdem die Errichtungsgesellschaft die Arbeitsraumwünsche im Altbau zusammengestrichen hatte), hinfällig geworden war. "Dann wird es eben ohne Rahmen aufgehängt", reagiert Leopold beim APA-Lokalaugenschein auf einen Hinweis seiner Mitarbeiter, dass ein bestimmtes, für die Ausstellung vorgesehenes und von ihm nachgefragtes Bild nicht rechtzeitig gerahmt sein wird.

Schiele im Zentrum

Rund 600 Gemälde, 400 Graphiken sowie 300 kunstgewerbliche Gegenstände umfasst die Erstpräsentation im Leopold Museum aus einer Sammlung von 5266 Objekten, die Rudolf Leopold 1994 in die Leopold Museum Privatstiftung eingebracht hat - mit der weltweit umfassendsten Schiele-Sammlung im Zentrum, mit Gustav Klimt und Oskar Kokoschka. Die Sammlung umfasst aber auch die größte Kollektion von Anton Faistauer, bedeutende Kollektionen mit Hauptwerken von Anton Kolig, Richard Gerstl, Albin Egger-Lienz oder Josef Dobrowski - Künstler, deren Rang international noch immer unterschätzt wird. Was mit dem Leopold Museum verändert werden könnte.

Auf 7,9 Milliarden Schilling ist die Sammlung geschätzt worden. 2,2 Milliarden Schilling haben Republik Österreich und die Nationalbank den Sammler für die Einbringung der Werke in die Stiftung zugesagt, in Ratenzahlungen bis 2007.

Alles sehr knapp

Den knappen Eröffnungstermin wird man unter Einsatz aller (Nerven)-Ressourcen halten können, das vorgegebene Budget nicht. "Mit 34 Millionen Schilling Zuschuss wird sich ein Museumsbetrieb nicht machen lassen", meint Leopold gegenüber der APA, während er die Hänge-Arbeiten überwacht. "Es werden uns 8,2 Millionen Schilling fehlen", hat der administrative Leiter Christian Mayer errechnet. Wobei zu den gesetzlich vorgesehenen Mitteln für das halbe Ausstellungsjahr 2001 schon 20 Millionen Schilling Einnahmen kalkuliert wurden, um auf ein Budget von 54 Millionen Schilling zu kommen.

Dass eine Infora-Studie (als Basis der Berechnungen für Zuschüsse des Bundes) allein sieben bis acht Millionen Schilling Reingewinn aus dem Museumsshop ("niemand in Österreich erreicht auch nur die Hälfte davon") errechnet hat, nennt Mayer eine "gigantische" Vorgabe. Dass überhaupt nur 8,2 Millionen Schilling Minus fürs Eröffnungsjahr errechnet wurden (es gab auch keine zusätzlichen Mittel für die Eröffnungsanstrengungen), liegt daran, dass Mayer die "sehr realistischen und nicht übertriebenen" Personalpläne und -kosten von ca. 35 Millionen Schilling "auf die Hälfte gedrückt" hat. Die 40 neuen Mitarbeiter (Aufsichts- und Kassenpersonal, Betriebstechnik, Administration) werden erst mit 1. September angestellt. (APA)


Quelle: © derStandard.at