Motesiczkys späte Rückkehr nach Wien

"Nackt mit Ratte und Buch" (1982) von Marie-Louise von Motesiczky. Foto: The Marie-Louise von Motesiczky Charitable Trust

Die Ratte hat es sich zwischen ihren Beinen gemütlich gemacht. Vor dem Tier liegen Unmengen an bedrucktem Papier, Zeitungen und Büchern. Dieses Konvolut verunmöglicht es der Leseratte, den nackten Körper der liegenden Frau zu sehen. Die nackte Frau auf dem Bild ist die Künstlerin Marie-Louise von Motesiczky, die egomanische Leseratte ihr langjähriger Liebhaber Elias Canetti.

Das Bild entstand, als Canetti nach dem Tod seiner Frau Veza nicht Motesiczky sondern eine andere Frau geheiratet hatte. Eine malerische Abrechnung, die verdeutlicht, dass sie immer hinter seinen Schriften zurückbleiben würde. Aber sein uncharmantes Verhalten ihr gegenüber rechtfertigt den Vergleich mit der Ratte.

Es ist eines der vielen autobiografisch konnotierten Bilder, die Marie-Louise von Motesiczky im Lauf ihrer 70-jährigen künstlerischen Laufbahn gemalt hat. Die Galerie Wienerroither & Kohlbacher hat es geschafft, eine Verkaufsausstellung mit 30 Arbeiten dieser Künstlerin zu organisieren.

Von Motesiczky ist eine bekannte unbekannte Größe der Kunstwelt und deren Markt. Einerseits war die im Jahre 1906 in Wien Geborene in vielen internationalen Museumsausstellungen zu sehen, aber die wenigsten ihrer Arbeiten wurden auf dem Kunstmarkt angeboten. Durch ihren finanziellen Hintergrund war sie nicht auf Verkäufe angewiesen. Sie überantwortete noch zu ihren Lebzeiten – sie starb im Jahr 1996 in London, wo seit ihrer Emigration 1938 lebte – ihre gesamten Arbeiten, Malereien und Zeichnungen dem "Motesiczky Charitabel Trust", der seither ihr Œuvre verwaltet.

Die Preise für Motesiczkys Arbeiten bei Wienerroither & Kohlbacher liegen zwischen 19.000 und 170.000 Euro.

Ausstellung

Marie-Louise von Motesiczky
Galerie Wienerroither & Kohlbacher
Zu sehen bis 31. Juli

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