ARIANE GRABHER
Andelsbuch (VN) Ihre Bilder entleiht sie sich aus alltäglichen
Situationen. Die Geschichten dazu werden neu erfunden, noch bevor
sie zu Ende erzählt sind. An diesem Konzept hält Rita Moosbrugger
fest. Mit "stations", einem Mix aus bekannten, zuletzt in der
Dornbirner Galerie Arthouse gezeigten, und neuen, kleinformatigen
Arbeiten bespielt die Malerin derzeit das Gemeindehaus und den
Bahnhof Andelsbuch.
Flüchtige Wahrheit
Längst hat sich das Interesse Rita Moosbruggers von der
Auseinandersetzung mit der eigenen Identität auf die umgebende
Realität verlagert. In ihren realistisch gemalten Acrylbildern outet
sie sich als "Beobachterin".
Sie beobachtet Menschen, die ihr meist unbekannt sind, ihre
Körpersprache, ihre Position in ihrem Umfeld und die Dialoge, die
sich in diesen alltäglichen kleinen Szenen entwickeln. Jeder Moment
hat seine eigene, flüchtige Wahrheit, schnelllebig wie die
Bilderwelt, an der wir ständig teilhaben. Diese kurzen Augenblicke,
überliefert in fotografischen Schnappschüssen, Zeitungsausschnitten
oder Filmsequenzen, greift sich die Malerin heraus. Ausschnitthaft,
bruchstückartig, spitzt sich der Augenblick im Bild noch mehr zu.
Dieser momenthaften Wahrnehmung, die zur Interpretation
herausfordert, steht der intensive, langsame Prozess des Malens, der
ein vielfaches Mehr an Zeit einfordert, diametral gegenüber.
Während die extremen Querformate der großen, zweiteiligen
Arbeiten ganze Szenen oder Menschengruppen thematisieren, gehen die
neuen, kleineren, quadratischen Formate häufig von einer einzelnen
Geste aus.
Die Hauptfiguren verschwinden als Subjekte aus den Bildern und
übrig bleiben Bilddetails von hoher Konzentration. Herausgelöst aus
dem Kontext erfährt eine alltägliche Berührung wie Händchenhalten
plötzlich eine neue Wertigkeit. Den Ausschnitt noch stärker
fokussierend als zuletzt, wirken die kleinen Arbeiten jenseits der
cinemascopeartigen Großformate ungleich intimer und anrührender.