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13.01.2005 - Kultur&Medien / Ausstellung
GALERIE INSAM: ALLEGORISCH - GALERIE STEINEK: POPPIG - HILGER CONTEMPORARY: GEFÄLLIG

kunstraum

Es ist ein Kreis der Ratlosen, den der kanadische Künstler Ken Lum in seiner Ausstellung "I don't know" versammelt. Große Fotoporträts zeigen Personen mit verunsichertem Gesichtsausdruck. Lum hat den Porträtierten Sätze an die Seite gestellt, die mit "Ich weiß nicht" beginnen. In einer Phase globaler Unsicherheit will der Künstler Partei für das Fragen, gegen moralische Selbstgerechtigkeit ergreifen. Die Serie hat aber auch etwas Archetypisches an sich: Die Personen reichen vom pubertären Mädchen bis zum alten Mann und stehen so sinnbildlich für Krisen in verschiedenen Lebensaltern. Diesen Eindruck unterstreicht auch die Wuchtigkeit der objekthaften Bilder (20000 €), die auf Aluminium produziert wurden. In einer anderen Bild-Text-Arbeit greift Lum ironisch die Gigantomanie Hollywoods auf. Ein auf der Straße fotografierter Typ, langhaarig, offenes Hemd, viel Goldschmuck, wird von dem Satz "Here comes Barry Russo" in fetter Goldschrift flankiert (30000 €). Von einem Superhelden, dem eine solche Ankündigung gebühren würde, scheint der treuherzig in die Kamera blickende Mann aber weit entfernt. (Bis 12. Februar, Köllnerhofgasse 6, Wien 1)

GALERIE STEINEK: POPPIG

Der Wiener Künstler Harald Durstmüller ist im Dezember erst 38-jährig an einem Gehirnschlag verstorben. Seine Galerie widmet Durstmüller nun eine Schau "in memoriam", die Fotoarbeiten seit 1996 zeigt. Das Fenster seines Ateliers brachte Durstmüller, der früher vor allem skulptural gearbeitet hat, auf die Idee einer neuen Technik. Fortan hat der Künstler Personen durch Ornamentglas fotografiert. Die so entstandenen Abbilder (500 bis 6000 €) tragen eine abstrahiert-malerische Qualität. Durstmüller hat auch mit Ölfarbe auf Fotos experimentiert, was aber nicht besonders gut geglückt ist. Die "Rohguss" betitelten Bilder lassen an die Achtzigerjahre denken, was vermutlich an ihrer poppigen Buntheit liegt. Zu der Serie gehören auch zwei Selbstporträts. Architektonische Motive und Stadtansichten hat Durstmüller durch gerastertes Cavex-Glas noch einmal aufgenommen (2500 €). Die Geometrie von Hochhäusern wird so gleichsam verdoppelt und paradoxerweise die Komplexität des Bildes durch Verschwommenheit erhöht. (Bis 29. Jänner, Himmelpfortgasse 22, Wien 1)

HILGER CONTEMPORARY: GEFÄLLIG

Vor zwei Jahren hat Ernst Hilger beschauliche Fotos von Kriegsruinen gezeigt, die der Amerikaner Brian McKee in Afghanistan geschossen hat. Nun ist der Spanier Angel Marcos dran, abblätternden Putz in Kuba kunstmarkttauglich zu verwerten. Der 1955 geborene Künstler scheut nicht vor schlimmem Kitsch zurück, wenn er etwa bei einem Foto-Triptychon (16000 €) eine alte Frau mit einem Blumenstrauß auf einer verlassenen Straße zeigt und dieses Motiv auch noch von hinten beleuchtet. Mit der Präsentation in runden Leuchtkästen sollen die gefälligen Fotos wohl mehr "arty" wirken. (Bis 15. Jänner, Dorotheergasse 5, Wien 1) Nicole Scheyerer

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